Lüneburg, am Dienstag den 29.04.2025

Zurück an die Basis

von Carlo Eggeling am 20.07.2023


Lüneburger Gesichter (50)
In einer lockeren Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vorhin
Superintendentin Christine Schmid sucht neue Herausforderungen

Als Christine Schmid ihr Amt im Januar 2007 antrat, sah es eigentlich gut für die Kirchen aus, die Kirchensteuereinnahmen fielen üppiger aus als gedacht. Es gab ein Plus. Trotzdem mahnte die neue Lüneburger Superintendentin: "Es gilt, weiter Stellen einzusparen, Ausgaben zu kürzen, weil die demografische Entwicklung der evangelischen Kirchenmitglieder in der Bevölkerung rückläufig ist. In 20 Jahren werden wir ein Drittel weniger zahlende Kirchenmitglieder haben, diese Einbrüche sind trotz Wirtschaftswachstum nicht auszugleichen." Gut 16 Jahre später ist es im Prinzip so gekommen, wie es die Geistliche erwartet hatte. Und sie musste helfen, die Region neu aufzustellen. Im Herbst will sie Lüneburg verlassen, neue Aufgaben. Heute feiert die Pastorin ihren 61. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch.

Im Moment erledigt Christine Schmid eher einen Managementjob. Doch für die nächsten Jahre ihres Berufslebens möchte sie wieder stärker an der Basis arbeiten. Planvoll wie sie ist, hat sie ihren Wechsel vorbereitet, sie verbindet zwei Aufgaben miteinander. Nach einer berufsbegleitenden Weiterbildung zur systemischen Beraterin und Supervisorin bot sich für Schmid nun die Möglichkeit, in Buxtehude und Stade so eine Stelle anzutreten: Sie begleitet Menschen in der Klinikseelsorge, und sie übernimmt zudem Aufgaben im "pastoralpsycholgischen Dienst" der Landeskirche. Das bedeute unter anderem Supervision für Gruppen und Konfliktmanagement.

"Es reizt mich, wieder näher an den Menschen zu sein, Seelsorge und Supervision zu verbinden", sagt sie. Es ist überdies ein bisschen eine Heimkehr, sie kommt aus Stade, war von 1992 bis 2000 Pastorin in Fredeneck, bevor sie nach Celle und dann nach Lüneburg ging. Noch ein Aspekt passt zu diesem Umzug nach Buxtehude, denn es sollte nahe Hamburg sein: Ihr Mann Dirk Schmid lehrt als Wissenschaftler in Kiel und Berlin. Aus dem Hamburger Süden kommt man gut dorthin.

Lüneburg bedeutete Veränderung -- so wie für die Kirche überhaupt. Die Zahl der Mitglieder und damit Einnahmen schmilzt, Gemeinden müssen anders zugeschnitten werden, müssen weniger Pastoren auskommen. In der Region schlossen sich die Kirchenkreise Lüneburg und Bleckede zusammen. Es gab zwei Superintendenten, Mitarbeiter und Wegbegleiter wunderte nicht, dass Christine Schmid nach der Fusion den Titel Leitende Superintendentin trägt. Sie gilt als zielstrebig und -- auch wenn das Wort in der Kirche nicht so gelitten ist -- als machtbewusst. Allerdings: Ohne Autorität kann es bei 27 Gemeinden und 70 000 Mitgliedern samt diakonischer Organisationen kaum gehen.

Sie gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge, sagt sie. Sie fühle sich wohl in Lüneburg: "Ich habe mit meinem Mann hier reiche Jahre erlebt." Freunde gefunden, vieles angestoßen, mit einzelnen und Institutionen gut zusammengearbeitet. Das kulturelle Leben sei reich. Gleichwohl komme nun etwas Neues, das reize. Und letztlich liegt zwischen Lüneburg und Buxtehude eine Stunde mit dem Auto oder dem Zug.

Noch ist sie hier. Sie möchte sich mit einem Gottesdienst aus Lüneburg verabschieden. Da werden viele kommen, um Auf Wiedersehen zu sagen. Es ist ein bisschen so, wie als sie kam und das Amt von Christoph Wiesenfeldt übernahm: Die Herausforderungen bleiben, Finanzen und Strukturen ändern sich. Kirche muss es hinbekommen, mit geringeren Ressourcen zu arbeiten und zu leben. Ihr Co-Superintendent, der Bleckeder Christian Cordes, soll von Oktober an die Leitung gemeinsam mit den stellvertretenden Superintendenten "die Geschäfte führen, bis die Leitung des Kirchenkreises wieder vollständig ist". Das Feld ist bestellt. Carlo Eggeling

© Fotos: Kirchenkreis


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