Lüneburg, am Dienstag den 29.04.2025

Zukunftsprojekt ist für Lüneburg zu Ende

von Carlo Eggeling am 17.04.2023



Es sollte Lüneburg verändern, doch nun ist dieses Kapitel zumindest in Volgershall zugeschlagen: Teile des Unternehmens Bionic sind verkauft, der Standort geschlossen. Mitarbeiter in Lüneburg gibt es nicht mehr. Damit verweht die Vision des 3 D-Campus in der Frischluftschneise zwischen Stadtrand und Reppenstedt.

Wie berichtet, hatte der Betrieb im vergangenen Herbst einen Insolvenzantrag gestellt. Der vom Gericht eingesetzte Verwalter, der Lünburger Jurist und Insolvenzfachmann Marc-André Borchert, hatte zunächst Hoffnung, den Betrieb zu entschulden und dann an einen Interessenten zu übergeben. Nun teilt er mit, dass er "zwei Geschäftsbereiche der Bionic Production GmbH, „Mobile Smart Factory“ und „Bionic Manufacturing“, im Rahmen eines Asset Deals an Rheinmetall und Autoflug erfolgreich übertragen" habe. Das Lexikon erklärt das Geschäft so: Grundstücke, Gebäude, Anlagen, Maschinen, Rechte, Patente und Vorräte werden einzeln erworben und auf den Käufer übertragen. Autoflug ist nach eigenen Angaben ein mittelständisches Unternehmen der Luftfahrt- und Wehrtechnik aus Rellingen, Rheinmetall gilt als Rüstungskonzern, einen Standort betreibt man in Unterlüß im Kreis Celle.

Bionic wurde nie so groß, wie einmal angekündigt. Politik und Wirtschaftsförderung hatten eine große Idee. Im alten Fachhochschulkomplex Volgershall und auf den angrenzenden Fläche hätte eine Art Innovations-Campus entestehen können, der Arbeiten, Forschen und Wohnen verbindet. Wesentliches Element sollte die 3D-Technik sein, also ein Verfahren, dass beispielsweise Autoteile backt und presst. Es gab schnell Widerstand gegen eine mögliche Bebauung. Umweltverbände und Anwohner sahen eine sogenannte Kaltluftschneise in Gefahr, zugebaut hätte der Stadt angeblich Schnapp-Atmung drohen können.

Borchert sagt auf Nachfrage: "Der Standort Lüneburg ist geschlossen und abgewickelt." Die Produktion sei eingestellt worden. Ein Teil der Mitarbeiter habe bei den neuen Eigentümern eine Stelle gefunden. In einer von Borchert versandten Pressemitteilung heißt es: "Bionic Production ist im innovativen 3D-Druck unter Nutzung von „Bionic-Engineering“ für verschiedene Branchen tätig. Zu den Kunden gehören etablierte Marken aus der Verteidigungs-, Automobil-, Eisenbahn-, Luft- und Raumfahrt- sowie der maritimen Industrie. Das Unternehmen agiert als Full-Service-Partner von der digitalen Planung bis zum Druck der gewünschten Produkte. Unter Nutzung der innovativen Möglichkeiten der additiven Fertigung und der bionischen Forschung fertigt das Lüneburger Unternehmen komplexe Bauteile aus Kunststoff und Metalllegierungen. Das Unternehmen zeichnet sich besonders durch einzigartige Lösungen für die dezentrale Fertigung aus."

In Kurzform war es eine Vision, so erzählt es ein ehemaliger Mitarbeiter, dass beispielsweise mobile 3 D-Drucker in Firmen benötigte Bauteile herstellen. Maschinen, in einem Container angeliefert, könnten weltweit eingesetzt werden. Das habe das Ganze für den Hamburger Logistiker HHLA attraktiv gemacht, der die praktischen Kisten etwa auf Schiffen hätte einsetzen können.

Die Geschichte Bionics beginnt 2015 als Ausgründung der Laserzentrum Nord GmbH. Mit neuer Technik für die Metallverarbeitung stiegen die Verantwortlichen in die Branche ein. So entwickelten sie für den Sportwagen-Hersteller Bugatti einen Bremssattel, der deutlich leichter war als sein Vorgänger. In Zeitungsartikeln ist die Rede davon, dass Airbus und Porsche zu möglichen Interessenten der Lüneburger zählten. Ende 2019 zählte das Unternehmen 15 Beschäftigte, für 2021 sollten es 35 sein, 2024 gar 150. Der Umsatz von 1,5 Millionen Euro pro Jahr auf 25 bis 30 Millionen steigen. Über zwei Dutzend Kollegen sei man nicht hinausgekommen, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter.

Alles las sich wie ein Weg in eine goldene Zukunft. Wirtschaftsförderer Jürgen Enkelmann sprach im Sommer 2018 davon, dass Bionic zu "einer Keimzelle für einen 3-D-Campus" werden könne. Die Hamburger Hafen- und Logistik AG stieg ein. Trotzdem lief es nicht gut, beim beim Wirtschaftsdienst North data war nachzulesen, dass die Bilanzen in 2019 und 2020 ein Minus in Millionenhöhe ausweisen.

Ist die Geschichte 3 D-Druck damit für Lüneburg endgültig Geschichte? Wirtschaftsförder Enkelmann bleibt optimistisch. Er führe Gespräche mit Unternehmen und dem Wirtschaftsministerium, um die Technologie an der Ilmenau doch zu verwurzeln. In Volgershall allerdings dürfte das nichts mehr werden. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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