Lüneburg, am Dienstag den 22.10.2024

VIDEO: Die Toiletten im Rathaus sollen wieder öffnen -- nach acht Jahren

von Carlo Eggeling am 11.10.2024


Mit Prognosen ist das so eine Sache. Im Sommer vergangenen Jahres hieß es, Ende 2024 werde man die öffentlichen Toiletten im Rathaus tatsächlich wieder öffentlich machen. Das klappt nicht. Jetzt soll es der Sommer kommenden Jahres werden, sagten die Leiterin der städtischen Gebäudewirtschaft, Maja Lucht, und Projektleiterin Djamila Zeranski bei einem Termin an der Waagestraße. Zur Erinnerung: 2017 schloss die Stadt die WC-Anlage an der Waagestraße. Der Zustand war schlimm, es stank erbärmlich, es war eng und alt. Wöchentlich nutzten rund 3500 Gäste die WCs.

Nun sollen es Toiletten für Frauen, Männer und Menschen mit Einschränkungen geben, ausgestattet mit Wickeltischen sowie einer Möglichkeit zu Stillen. Da die Anlage zudem umzieht, nämlich aus dem alten Trakt unter der Gerichtslaube in die ehemalige Spülküche des seit Jahren geschlossenen Ratskellers und damit neben die Tourist-Information, steht nun ein kleiner Innenhof als Zugang zur Verfügung. Der soll Grün und eine Sitzgruppe erhalten. Die Fachfrauen beziffern die Kosten auf rund 1,1 Millionen Euro. Dazu Hunderttausende für weitere Arbeiten.

Doch warum dauerte alles so lang? Der alte Standort zählt zum ältesten Teil des Rathauses, dessen Bau im 13. Jahrhundert begann. Darunter liegt der Ambrosiuskeller, darüber die Gerichtslaube. Sanierungen standen an, mehr als gedacht. In die ehemaligen Toiletten ziehen nun Ausstellungsräume ein, dort soll auch die Geschichte des Rathauses erklärt werden.

Am neuen Platz wurde es kompliziert. Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts gab es An- und Umbauten. Als die Arbeiten begannen, stellte sich heraus, dass tragende Mauern und die Veränderungen quasi verrückt zueinander standen, Dachbalken waren durchgegammelt, Stahlbetonkonstruktionen der Böden durchgerostet -- Einsturzgefahr. 

Handwerker ließen das Gebäude schweben: Sie setzten stützende Drehsteifen und Balken, nahmen Mauern weg, arbeiteten an Fundamenten. Betroffen waren auch Räume des Ratskellers, der wegen hoher Schadenstoffbelastung seit 2010 geschlossen ist. Eine Untersuchung zum Ratskeller wurde im November 2012 im Bauausschuss präsentiert: Bei einer Probesanierung der Thorner Stube wurden Schadstoffe wie das Pflanzenschutzmittel DDT, in sehr geringen Mengen, Asbest und PAK, das steht für Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, gefunden. Letztere in Holzpanelen und Leinwänden, vermutlich auch eine Folge von Nikotinablagerungen. Die Kosten für die Schadstoffsanierung und einen Umbau schätzte man auf rund zwei Millionen Euro. Eine Summe, die heute nicht zu halten wäre, sind sich Fachleute sicher.

Die alte Gediegenheit des Ratskeller ist heute eher zu erahnen. Die Ölgemälde verschwanden in Lagern. Doch dahinter hatten Stadtarchäologe Edgar Ring und Restauratoren wie bei einen Durchschlag Wandmalereien es Impressionisten Hugo Friedrich Hartmann auf dem Putz entdeckt: Stadtansichten, Wahrzeichen und eine Ansicht des Bardowicker Nikolaihofs. Die schimmern verwaschen an den Wänden. Vielleicht könne man die Räume irgendwann wieder nutzen für Veranstaltungen, hieß es bei einer Besichtigung vor eineinhalb Jahren. Wenn Geld da sei. Doch ein Restaurant sei im Moment unwahrscheinlich. 

Acht Klos, vier Urinale und eine Behinderten-Toilette. Acht Jahre Bauzeit. Wer hätte das gedacht. Wenn es denn klappt im Sommer 2025.   Carlo Eggeling 

© Fotos: Carlo Eggeling


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