Strittige Pauschale + Campus weist Vorwürfe zurück
von Carlo Eggeling am 31.07.2024Glaubt man den Studenten, ist es ein Skandal, glaubt man den Vertretern der Eigentümer, bleibt ein Sturm im Wasserglas. Kurz, es geht ums Geld. Eine anonyme Gruppe von angehenden Akademikern fühlt sich ungerecht behandelt, weil die Betriebskostenpauschale für ihren Wohnheimplatz in Gebäuden der Campus-Gruppe exorbitant hoch sei. Einer der Sprecher, behauptet, es handle sich um "Mietwucher". Nun hat das Ganze mit der Miete nichts zu tun, die bleibt gleich. Campus kontert: Man reagiere lediglich: Da der Verbrauch in den betreffenden Wohnungen in der vergangenen Periode überdurchschnittlich hoch gewesen sei, passe man die Pauschale entsprechend an. Nach oben.
Man habe das Dachgeschoss im Gebäude Campus 4 an der Uelzener Straße besser isoliert, trotzdem sei der Verbrauch an Heizung und Strom in diesem Gebäude gestiegen -- im Gegensatz zu den anderen Wohnheimen, die die Campus-Gruppe betreibt. Dort, das ergibt sich aus einem von Campus vorgelegen Vergleich, gingen die Gebühren nach unten. In einem Anschreiben an die Mieter heißt es, kurz zusammengefasst: Ihr habt mehr geheizt, schlecht für den Geldbeutel, schlecht fürs Klima.
Die Kommunikation mit den Studenten ist für LA schwierig, es liegt lediglich eine Presseerklärung vor. Eine Telefonnummer war dem Anschreiben ebenso wenig beigefügt wie die realen Namen der Betroffenen, man habe Angst vor Repressionen, wenn Campus die Namen erfahre. Warum Journalisten, die einer Verschwiegenheitspflicht unterliegen, die weitergeben sollten, bleibt im Dunkeln.
So bleiben Fragen von LA unbeantwortet, nämlich zum Beispiel wie viele Betroffene es sind. Auch die Aussage, dass man sich keinen Rechtsanwalt leisten könne, ist nicht nachprüfbar. Keine Antwort zur Frage, ob der AStA hier nicht juristisch unterstützen könne. Weiterer Vorwurf gegen Campus: mangelnde Transparenz bei den Berechnungen.
Aus der Übersicht, die Campus an LA geschickt hat, ergibt sich, dass in den Wohnheimen 1,2 3 und 6 die Pauschale gleich bleibt oder gar gesenkt wird. Die Mieter im Komplex 4/5 sollen einen Euro mehr pro Quadratmeter zahlen, nämlich künftig 5,11 Euro. Darin enthalten sind sämtliche Nebenkosten, eben Heizung und Strom.
Geschäftsführer Klaus Hoppe bestreitet die Behauptung, Campus würde riesige Profite zu Lasten der Studenten machen und erklärt das Modell: Campus nehme die Ausgaben des vergangenen Semester und errechne daraus den Verbrauch für das kommende. Das bedeute, man könne ein Plus, aber auch ein Minus machen. Ausgleichszahlungen an die Mieter gebe es nicht. Als in Folge des Ukraine-Krieges die Energiepreise explodierten, habe Campus mehrere Zehntausend Euro zugesetzt. Für ein Vierteljahr habe man die Pauschale erhöht, dann wieder runtergefahren. Das ergibt sich aus den vorgelegten Zahlen.
Einen ähnlichen Streit hatte es bereits im vergangenen Jahr gegeben. Damals hatte Hoppe erklärt: Die Gaspreise hätten sich innerhalb der vergangenen zwei Jahre vervierfacht. Die Strompreise seien um das 1,5-Fache gestiegen. Ergo, man reagiere lediglich auf das Preisniveau der Lieferanten.
Die Studenten fordern Unterstützung ein, weil sich einige finanziell kaum über Wasser halten könnten. Allerdings erleben sie keine andere Situation als andere, Mieter auf dem freien Wohnungsmarkt haben mit steigenden Preisen zu kämpfen. Ein Beispiel sind Menschen, die Kaltenmoor leben. Dort steigen die Ausgaben für Fernwärme, dazu kommen unklare Abrechnungen durch die Wohnungsgesellschaft Vonovia.
Wie groß der Protest des akademischen Nachwuchses am Ende ist, bleibt Spekulation. Aus der Presseerklärung würden sich drei Personen ergeben. Bai Campus selber scheint man auf weniger als zehn zu kommen. Im betreffenden Komplex zählt der Vermieter 120 Mietverträge. Carlo Eggeling
Kommentare
Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.