Spielplätze und Naturschutz — ein Konflikt?
von Carlo Eggeling am 04.11.2024Eigentlich eine gute Sache: Die Stadt baut zwei Spielplätze auf den Wiesen zwischen Hanseviertel und Meisterweg. Doch es gibt Kritik. Eine Anwohnerin, die sagt, dass sie auch für andere spreche, macht sich Sorgen um die Natur. Sie sieht sensible Öko-Bereiche betroffen und macht das an den betroffenen Arealen fest, eins liegt als nasse Wiese hinter dem Wall der Kurve des Meisterwegs, das andere in Höhe des Bahnübergangs. Beide seien im Geo-Portal der Naturschutzbehörde 2016 als wertvoll beziehungsweise als Ausgleichsfläche benannt worden. Sie gelten Lebensraum der Zauneidechse und der Haubenlerche. Allerdings stoßen ihre Bedenken bei Stadt und Kreis auf wenig Verständnis: Das Gelände sei 2019 mit einem Bebauungsplan überzogen worden, da seien diese Fragen geklärt worden.
Der Protest kommt spät, denn die Baumaschinen rollen, die Bereiche für die Spielplätze anzulegen. Also letztlich wurden Fakten geschaffen. Der Anwohnerin geht es um mehr Aufmerksamkeit für die Umwelt und die Sorge, dass die Plätze vermüllen. Zudem gebe es mehrere Spiel- und Bolzplätze in der Nähe, an beiden Standorten, vielleicht jeweils hundert Meter entfernt.
Die Stadt argumentiert so: "Die Spielplatzflächen liegen weder im Naturschutzgebiet, noch handelt es sich dabei um Ausgleichsflächen. Beide Spielplätze sind im Bebauungsplan Nr. 129 „Schlieffen-Park“ festgesetzt. Sie waren von vornherein vorgesehen, der Bau erfolgt jetzt lediglich nachgelagert zur Wohnbebauung."
Sprecher Florian Beye ergänzt: "Es gibt in der großen Fläche zwischen Meisterweg, Kloster-Lüne-Weg und der Bebauung drei solitäre geschützte Biotope:
- ein Stillgewässer mit Uferbereichen (naturnah entwickeltes Regenrückhaltebecken) im Westen
- eine kleine Sandtrockenrasenfläche etwa mittig
- eine weitere, etwas größere Sandtrockenrasenfläche östlich der Mitte
Diese gesetzlich geschützten Biotope werden von der Baumaßnahme nicht berührt."
Ähnlich klingt es beim Landkreis, wo Sprecher Karsten Schulz und Stefan Bartscht vom Fachdienst Umwelt Stellung nehmen. Der Bereich sei zuvor als landwirtschaftliche Fläche eingestuft worden und habe keinen Biotopstatus besessen. Das Areal sei aber in den vergangenen Jahren sozusagen wertvoller geworden, weil es eben nicht mehr genutzt wurde. Aus dem Bereich sei eine Fläche herausgenommen worden, der Ausgleich sei anderswo erfolgt. Dem Vernehmen nach bei Ochtmissen.
Anerkennung geht aus dem Kreishaus an die Stadt: Die tue einges, um den besonderen Zustand der Wiesenlandschaft zu erhalten, was auch den geschützten Tierarten diene. Die Servicegesellschaft AGL mäht jedes Jahr rund ein Drittel der Bereiche, um einer Verbuschung vorzubeugen und trägt Boden ab -- so, wie es die Haubenlerche mag. Beide Verwaltungen sind sich einig: Der unter besonderem Schutz stehende Vogel könne genug Lebensraum als Landebahn ansteuern.
Jetzt kommt es auf die an, die die Spielplätze nutzen: Rücksicht macht Sinn. Das gilt allerdings auch für die vielen Spaziergänger, die mit ihren Hunden über die Wiesen laufen, gerade in der Brut- und Setzzeit. Carlo Eggeling
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am 15.11.2024 um 13:08:30 Uhr