Sie sind füreinander da — Feuerwehr
von Carlo Eggeling am 24.07.2023
Der kühle Sommer schenkt den Feuerwehrleuten im Amt Neuhaus vermutlich eine Pause. In den vergangenen eineinhalb Jahren waren sie immer wieder gefordert, ein Brandstifter dürfte für Dutzende Brände in und rundum Neuhaus verantwortlich sein. Mal waren es Müllsäcke, dann loderten Flammen in den Wäldern, oft an Waldwegen -- schnell gelegt, schnell davon. Die Polizei konnte den Feuerteufel noch nicht überführen.
Feuerwehr auf dem Land hat es immer schwer, weil viele in der Stadt arbeiten. Doch Neuhaus hat's ein wenig schwerer. Viel Arbeit gibt es nicht, manch einer muss auf der anderen Seite der Elbe sein Geld verdienen. Trotzdem bleibt Feuerwehrsprecherin Claudia Harms gelassen und optimistisch: "Bislang haben wir es immer geschafft. Und die Leute sind engagiert, weil es unser Lebensraum ist."
Denn wer kann, der kommt, wenn die Leitstelle in Lüneburg Alarm sendet. So wie vor zwei Wochen, als am Vormittag in Kaarßen ein Container mit Pferdemist kokelte. "Da waren 19 Leute da", sagt Claudia Harms. Die Kameraden kommen von Baustellen, vom Acker oder aus dem Homeoffice. Eine davon ist Claudia Harms. Sie arbeitet für eine Versicherung in Hamburg, kann aber einen großen Teil ihrer Arbeit zu Hause erledigen: "Wenn ich raus muss, hole ich die Stunden nach." Selbstverständlich.
An dem schmalen Landstrich an der Elbe zwischen Niendorf und Wehningen spielt Gemeinschaft eine größere Rolle als in der Stadt. Zum einen weil es gar nicht anders geht, zum anderen weil man sich kennt und aufeinander verlässt. Zum Vergleich: 5500 Menschen leben im Amt Neuhaus, rund 330 engagieren sich in der Feuerwehr. Lüneburg zählt mehr als 78 000 Einwohner, rund 250 sind Mitglieder in der aktiven Wehr.
Als sie gleich mehrmals an einem Tag gefordert waren, war der Zusammenhalt trotz aller Strapazen und wenig Schlaf groß. "Auch wenn die Haare noch vom vorigen Einsatz noch nach Qualm stanken, haben wir uns mit einem Lächeln begrüßt", sagt die 35-Jährige. Jetzt lächelt sie stolz: "Dass wir das alles machen und meistern ist schon stark."
Gleichwohl haben sie Nachwuchssorgen. Die Zugezogenen, die ein Wochenendhaus haben, sind nicht unbedingt so motiviert wie die alten Neuhauser. Aber auch da wandelt sich etwas: "Früher waren alle Väter in der Feuerwehr und die Kinder dann auch", sagt Claudia Harms. "Das ist heute nicht immer so."
Die Helfer bemühen sich um die Kinderfeuerwehr. Vier haben sie davon, den Ortsteilen zugegliedert. Sie veranstalten beispielsweise ein Zeltlager, auch wenn sie sich fragen, ob der Aufwand für zwanzig Mädchen und Jungen im Verhältnis steht. "In meiner Zeit sind wir einmal im Jahr in den Heidepark gefahren, aber das ist heute nichts Besonderes mehr."
Natürlich machen sie weiter, weil sie hoffen, dass die Jungen eben so mit ihrer Heimat verwachsen, wie sie selbst. Dafür ist Claudia Harms ein Beispiel: Sie lebte der Arbeit wegen mehr als ein Jahrzehnt in Hamburg, doch sie kam zurück. Die Wurzeln reichen tief. Und die Feuerwehr gehört natürlich dazu. Carlo Eggeling
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