Lüneburg, am Dienstag den 29.04.2025

Sie sind für die Stadt da

von Carlo Eggeling am 04.03.2024


Es sind oft kleine Einsätze, bei denen die Feuerwehr hilft: 156mal unterstützten die Kameraden, um Türen zu öffnen, beispielsweise weil der Rettungsdienst nicht an Patienten kam, die in ihren Wohnungen lagen. 21mal packten die Helfer mit an, um "Tragehilfe" zu leisten. 40mal rückten sie aus, weil Menschen in defekten Fahrstühlen feststeckten. Aber natürlich gab es auch dramatische Einsätze: In Volgershall hatte ein Mann mit Benzin in seiner Wohnung hantiert, ein tödlicher Fehler -- Explosion. Im Hochhaus am Pulverweg war ein Feuer ausgebrochen, ein Mieter war von Flammen in seiner Wohnung eingeschlossen -- er sprang aus dem dritten Stock in die Tiefe und überlebte schwer verletzt. Jetzt zog die Lüneburger Feuerwehr in der Wache an der Lise-Meitner-Straße bei ihrer Jahresversammlung Bilanz für 2023.

Insgesamt rückten die 240 Frauen und Männer der vier Wehren Mitte, Rettmer, Häcklingen und Oedeme 866mal aus. Es sind weniger Einsätze als in den Vorjahren, da mussten die Kameraden öfter raus -- Wind und Wetter ließen öfter Bäume umstürzen, setzten Straßen und Keller unter Wasser. Anerkennung gab es unter anderem von Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch für den ehrenamtlichen Einsatz der Blauröcke.

Wie auch andere Redner ging die Verwaltungschefin auf die neue Organisation der Brandbekämpfer ein und appellierte, man möge gut zusammenarbeiten. Bekanntlich hat die Stadt -- einfach gesagt -- aus den Kollegen, die zuvor als Gerätewarte das Material pflegten, den Kern einer hauptamtlichen Wachbereitschaft geformt. Daraus soll eine Abteilung aufwachsen, die rundum die Uhr Einsätze abarbeiten kann. Bei größeren Lagen rücken dann die ehrenamtliche Kräfte mit aus.

Um die Führung und Abgrenzung zwischen Beruf und Ehrenamt hatte es in der Vergangenheit innerhalb der Wehr Auseinandersetzungen gegeben mit der Folge eines Misstrauensantrags gegen den alten Stadtbrandmeister Thorsten Diesterhöft und dessen vorzeitigem Rücktritt. Diesterhöft wechselte auf den Posten des Chefs der Wachbereitschaft.

Inzwischen leitet eine neue Führungscrew um Rainer Utermöhlen als Stadtbrandmeister die freiwillige Feuerwehr, auch in Ortswehren zogen neue Führungskräfte in die Leitungsetage ein.

Mehrfach betonten Redner, dass die hauptamtliche Wachbereitschaft ähnlich zu werten sei wie eine Ortswehr. Da schwingt dann mit, wer der oberste Feuerwehrmann eben auch im Einsatz ist: der Stadtbrandmeister. Utermöhlen wie auch den anderen war es allerdings wichtig, das künftige Miteinander herauszustellen. So soll ein Arbeitskreis Perspektiven für die Zukunft der Wehr entwickeln.

Dennis Lauterschlag stellte sich als neuer Leiter des Ordnungsamtes vor, er ist damit organisatorisch auch der organisatorische Chef der Wachbereitschaft. Er sprach ebenfalls vom "Sand im Getriebe" zwischen Haupt- und Ehrenamt, mahnte Gemeinsamkeit an. Zudem unterstrich er, kein Feuerwehrmann zu sein und sich nichts ins operative Geschäft einmischen zu wollen.

Interessant war, dass er -- vermutlich ungewollt -- auf einen Gegensatz zwischen Anspruch und Wirklichkeit aufmerksam machte. Die politische Ausrichtung der Stadt zielt darauf ab, den Autoverkehr zu verdrängen und zu minimieren. In der Diskussion sind beispielsweise neue Einbahnstraßen auch auf Hauptverkehrsrouten oder das Umwandeln von Auto- in Radspuren. Lauterschlag beschrieb dazu den Alltag der Feuerwehr: Die müsse damit leben, dass die Zahl der Kfz-Zulassungen steige, Familien Zweit- und Drittwagen besäßen. Auf engen Straßen kämen Helfer mit ihren schweren Wagen des Öfteren nur mühsam durch.

Einen Hinweis gab es auch auf ein Gutachten, dass angesichts der Sicherheit in der Stadt belegt hat, dass die Ausrückezeiten verbessert werden müssen. Dazu plant die Stadt den Bau einer neuen Wache Ost am Johanneum als Standort der hauptamtlichen Wachbereitschaft. Ursprünglich war die Rede davon, dort 2025 einziehen zu können. Inzwischen ist zumindest der Zeitpunkt kaum mehr zu schaffen -- ein offenes Geheimnis innerhalb von Feuerwehr und Politik.

Mit ein bisschen Verzögerung feiert der Stadtfeuerwehrverband, der Förderverein der Wehr, sein 40-jähriges Bestehen. Vorsitzender Uwe Heinatz, nach sechs Jahren im Amt, erneut wiedergewählt, ehrte Gründungsmitglied Helmbrecht Herbst (85) für sein Engagement. Finanziell stehe der Verband auf gesunden Beinen, sagte Heinatz. Er und seine Mitstreiter freuen sich zudem über einen warmen Geldsegen: Ein Ehrenmitglied hat den Verband testamentarisch mit 90 000 Euro bedacht.

Eine Neuerung: Das Stadtorchester um Volker Masemann umrundete den Abend musikalisch. Carlo Eggeling

Die Fotos zeigen die Versammlung, Stadtbrandmeister Rainer Utermöhlen und das Orchester.


© Fotos: ca


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