Lüneburg, am Freitag den 25.04.2025

Schlafen in der Ratsmühle

von Carlo Eggeling am 04.02.2023


Wer Lüneburg-Motive fotografiert, fängt diese Ecke ganz sicher ein: die Ratsmühle an der Ilmenau. Dort sollen im Laufe des Jahres die Bauarbeiten für ein Hotel beginnen. Das bestätigen Eigentümer und Stadtverwaltung. Im Rathaus teilt Sprecherin Ann-Kristin Jenckel mit: "Es handelt sich hierbei um das Gebäude Bei der Ratsmühle 17. Im Oktober 2022 erteilte die Bauaufsicht eine Baugenehmigung für die angesprochene Umnutzung in ein Hotel." Danach sollen "17 Doppelbetten und 4 Einzelbetten entstehen. Das Haus 17 meint das Fachwerkgebäude, dass ein Stück neben dem Turm der Ratswasserkunst steht.

Behörden wie das Amt für Agrarstruktur hatten das Gebäude über Jahre genutzt. Zudem war dort laut Stadtverwaltung das Archiv des Umweltamtes untergebracht. Das Amt sitzt in einem gegenüberliegenden Gebäude in Richtung Nordlandhalle.

Eigentümer Martin Heicke hält sich noch bedeckt, auf die Frage, mit dem malerischen Ensemble passieren soll. Er geht davon aus, dass in der sogenannten Kreuzmühle in den kommenden Monaten Bauarbeiten beginnen. Zu den Betreibern sagt er nichts, auf einem Schild ist die Adresse eines holländischen Unternehmens als Bauherr zu lesen.

Die Geschichte der Mühle reicht weit zurück. In alten Dokumenten finden sich erste Erwähnungen im Jahr 1319. Wie die Abts- und die Lüner Mühle gehörten die Mahlwerke zunächst dem Landesherren. 1332 kam die Mühle in den Besitz der Patrizierfamilie van der Molen, im 15. Jahrhundert erwarb die Stadt Lüneburg den Komplex. Die Eigentümer nutzten die Kraft des Wassers in verschiedener Form, nicht nur um Korn zu mahlen, sondern beispielsweise auch als Walk, Öl- und Schleifmühle.

1568 begannen Arbeiter vier Jahre lang den Turm der Ratswasserkunst, also der Trinkwasserversorgung, zu bauen. Ein Schöpfrad schaufelte Wasser aus der Ilmenau. Zum Salz gab bestand ebenfalls eine Verbindung: Ein Schöpfrad trieb das sogenannte Sonninsche Gestänge an. Das lief eine Kilometer lang entlang der heutigen Wallstraße zur Saline, um dort Sole für die Salzgewinnung aus der Tiefe zu fördern. In Betrieb war es von 1782 bis 1868 -- zum Leidwesen der Lüneburger, die vom ständigen lauten Gequietsche genervt waren. Reste davon sind am Salzmuseum zu sehen.

Ernst Georg Sonnin baute in Lüneburg die "geistliche Kaserne", die Pfarrhäuser an der Johanniskirche. Viel bekannter ist er durch sein Wirken an der Elbe, als Baumeister des Hamburger Michel. Auf der Internetseite der berühmtesten Hamburger Kirche ist zu lesen: "Als Sonnin nach dem Michelbrand 1750 die Kirche neu errichten sollte, gab es viele Schwierigkeiten und Widrigkeiten - aber dank seiner modernen Erfindungen brachte der Visionär den Neubau zügig voran. Zwölf Jahre nach der Zerstörung des ersten Michel durch das große Feuer wurde der zweite Michel geweiht."

1928 stellte die Ratsmühle ihren Betrieb ein. Auf einem Schild an Gebäude ist notiert, dass heute zwei Turbinen Strom aus der Kraft der Ilmenau produzieren. 1938 erwarb die Familie Heicke den Mühlenkomplex. Carlo Eggeling

Die Fotos (ca) zeigen die Ratsmühle und das Gebäude, das künftig ein Hotel beherbergen soll.

© Fotos: ca


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