Lüneburg, am Dienstag den 29.04.2025

Rock‘n‘Roll ein Leben lang

von Carlo Eggeling am 07.03.2023




Lüneburger Gesichter (44) In einer lockeren Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vor



Der Rocker von Radbruch

Peter Frank macht seit einer Ewigkeit harten Rock und managt Bands. Aber es wird ruhiger um ihn. Jetzt bittet er zum Festival, vielleicht ist es sein letztes



Peter Frank kann nerven. Auf eine freundliche Art. Eine, die nach Einsatz und Überzeugung klingt. Wenn er eine Ankündigung geschickt hatte, fragte er spätestens am nächsten Tag nach: "Angekommen, wann machst du was?" Natürlich zügig, weil Ungeduld anstrengend sein kann. Damit hatte Peter einigen Erfolg. Er hat die Öffentlichkeitsarbeit und das Booking für verschiedene Lüneburger Bands gemacht. Bad Pilots, Top for Tea, Whatzz Up. Dazu hat er bei Formationen am Schlagzeug gesessen, die es hart und schnell lieben. Bei Whatzz Up ist er vor ein paar Monaten ausgestiegen. Die Hände wollen nicht mehr so, "und manchmal kann ich mir die Stücke nicht richtig merken". Jetzt lässt er es noch mal krachen beim "Rock over Radbruch".



Wir sitzen im Café Klatsch. Wo sonst? Uli Schröder ist einer der letzten Wirte, bei dem noch regelmäßig Bands auf die Bühne dürfen, an diesem Freitag auch, unser Tisch muss demnächst weichen. Bassist Tabbel Dierßen kommt gerade rein.



Kaffee und Tee, Kay Bergen, ein ewiger Freund Peters und Gitarrist, sitzt bei uns mit einem Grog gegen die Erkältung. Ob die Zigaretten auch helfen? Klar, kommen wir auf alte Zeiten. Selbstverständlich, dass wir im Klatsch sitzen. Peter sagt: "Hier hatte ich den ersten Gig mit den Piloten. Ich war stolz auf das Ding. Ich habe gefeiert und einen ausgegeben. Als ich am Schluss zu Uli bin wegen der Gage, hat der mich angeguckt und gesagt: 'Gage, Alter, ich zeig' dir deinen Zettel.' Da blieb kaum was nach. 500 Mark hatten wir versoffen."



Kay lacht so tief dröhnend schwarz wie der Hall in einem Ofenrohr. "Das war 'ne geile Zeit. Ich hatte Peter von Advice dazugeholt." Auch eine Band, die es krachen ließ. Peter hatte sich in den 90ern reingehängt, er sah die Piloten auf einem steilen Flug nach oben. In einem Jahr hatte er fünfzig Gigs organisiert, quer durchs Land und bis nach Italien. Alles neben den regulären Jobs der Jungs. Am Ende reichte es nicht für die riesige Karriere, doch zusammen mit dem Ableger "Piraten" waren Musiker auf zig Festen dabei und ziemlich beliebt.



Wer in Lüneburg Musik macht, kennt sich. Irgendwann mal gemeinsam Mucke oder zumindest auf derselben Bühne. Das ist lange gewachsen und verwachsen. Bei Peter ging's mit 16 los. Großgeworden in Wetzen und Raven war er bei einem Heide Open Air in Amelinghausen dabei. Dort rockte die Lüneburger Legende Subway unter anderem mit Falco Wernicke. "Zu dem bin ich hin, weil ich so angefixt war. Ich durfte zu denen in den Übungsraum." Eine lange Mopedfahrt.

Mit anderen gründete er Advice: "Wir hatten Instrumente, konnten aber kaum spielen." Der Gitarrist Walter König, auch ein Ewiger der Lüneburger Szene, stieß dazu und "glaubte an uns". Peter trommelte. Stadtfest, Nacht der Clubs, bei Konzerten in Hallen der Region. Und wie gesagt, er kümmerte sich auch um das Drumherum. Kay und er wurde Freunde. "Davon habe ich nicht so viele", sagt der 62-Jährige mit einer ebenfalls so reibend tiefen Stimme wie sein Freund, jetzt wird Klang ein paar Nuancen weicher. Die beiden lachen sich an.



Musik, daneben ein Leben neben dem Rock. Peter bereitet Autos auf, Gebrauchtwagen sehen dann so aus, als kämen sie frisch aus der Fabrik. Er hat nach Radbruch geheiratet, lebt dort glücklich mit Gitte, ist rührender Opa von Zwillingen und schwärmt von der Ruhe, die er allerdings in seiner eigenen Bar mit Musik und Co. mal unterbrechen kann.

Das Dorf halb nach Winsen rüber kann neben beschaulich ziemlich laut. Peter hatte die Idee für "Rock over Radbruch". "Wir waren bei Gregor im Gasthaus Sasse essen, ich habe den Saal gesehen -- geil." Gemeinsam mit Gregor heckte er 2011 das Festival aus. Bei ersten Mal kamen Kumpels von den Bad Pilots und Mofa 25, man kennt sich ja. So ist es geblieben, Rock mit Kumpels.

"Wir machen das nun zum zehnten Mal", sagt Peter. Wegen Corona musste sie Pausen einlegen. Aber am 25. März gegen 20 Uhr rockt`s bei Sasse wieder heftig: Whatzz Up, Deputyz Reloaded und Secret Salt Squad, bei denen schlägt Walter König die Saiten. Freunde eben. Am Ende bleibt kaum was über, im Gegenteil, in der Vergangenheit hat Peter ab und an Geld zugelegt. 200 bis 250 Gäste erwarten sie. Mal sehen, wie es ihm geht, vielleicht ist es die letzte Party, die er mitorganisiert.

Seine Freunde haben ihn eingeladen, er setzt sich für ein paar Stücke bei Whatzz Up an die Trommeln. So wie es geht. Harte Jungs können ziemlich einfühlsam sein. Kay sagt: "Wir sind als Musiker eine Familie." Peter gehört dazu. Was sonst.



PS: Selbstverständlich hat Peter gefragt, wann er mit diesem Text rechnen kann. Allerdings erst nach drei Tagen. Ich hatte die Frage schon vermisst. Du bist ein Guter, Peter. Carlo Eggeling



Die Fotos zeigen Peter Frank und Kay Bergen.

© Fotos: ca


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