Lüneburg, am Freitag den 25.04.2025

Polizist unter Verdacht — Seit sechs Jahren

von Carlo Eggeling am 11.07.2024


Ein Polizist soll einen Einbruch bei der Polizei vorgetäuscht haben, doch wann der Fall verhandelt wird, bleibt vage -- obwohl sich die Tat vor sechs Jahren ereignet hat. Es dauerte bereits fünf Jahre, bis die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen abgeschlossen hatte. Die seien kompliziert gewesen, hieß es, es seien neue Fragen zu klären gewesen. Inzwischen liegt das Verfahren bei Landgericht -- seit einem Jahr. Wann geht es los? Antwort des Landgerichts: "Aufgrund der Vielzahl von Haft- und Unterbringungssachen ist eine Terminierung bislang nicht erfolgt."

Die Geschichte ist mehrfach erzählt. Im Fokus steht die Zentrale Kriminalinspektion (ZKI), die Beamten dort verfolgen schwere und schwerste Kriminalität. Unter anderem ist das Mobile Einsatzkommando dort angebunden. Unter Verdacht steht ein Beamter, der damals für den Bereich Staatsschutz tätig war.

Rückblick: Im Sommer 2018 versuchte ein Unbekannter, von außen in den Asservatenraum der ZKI einzudringen. Eine Sicherung löste aus, Streifenwagen waren schnell vor Ort, die Polizisten stellten fest: „Der Täter gelangte nicht ins Gebäude.“ Doch bei der Tatortaufnahme in dem besonders gesicherten Zimmer stellte die Spurensicherung fest, dass jemand in dem Raum ein Behältnis aufgebrochen hatte – Geld war verschwunden.

Der damalige Lüneburger Kripo-Chef Steffen Grimme formulierte vorsichtig, „da es sich um Täterwissen handelt“, er sagte: „Es war deutlich sichtbar, dass jemand etwas Unerlaubtes getan hatte.“ Da in den Raum nur Mitarbeiter gelangen, die über eine entsprechende Berechtigung verfügen, konnten die Polizisten den Kreis der Verdächtigen eingrenzen. Sie kamen nach Wochen schließlich auf den Staatsschützer. Beamte durchsuchten Büro und Wohnung des Beschuldigten, das Geld sollen sie allerdings nicht gefunden haben. „Aber wir haben umfangreiches Material sichergestellt, unter anderem den Computer des Verdächtigen“, bestätigte Grimme damals. Der Kollege mache von seinem „Aussageverweigerungsrecht“ Gebrauch – er schwieg also.

Später stellte sich heraus, dass der größte Teil des Geldes zuvor im Rahmen eines Terrorismus-Verfahrens beschlagnahmt worden war. Wohl während einer Hausdurchsuchung bei Beschuldigten, die damals im Verdacht standen, die islamistische „Al-Nusra-Front“ in Syrien zu unterstützen. Der Fall hatte im Dezember 2019 eine politische Dimension erreicht, das Innenministerium in Hannover nahm Stellung zu den Ermittlungen gegen die Islamisten und den weiteren Ereignissen: "Die Ermittler waren mit Spezialeinsatzkräften bei den Männern angerückt. Sie nahmen nicht nur die Verdächtigen mit, sondern auch Bargeld in Höhe von 51 650 Euro. Das Geld hatten die Beamten in einem Kleiderschrank entdeckt. Von dort wanderten die Scheine in den Stahlschrank der vermeintlich sicheren Asservatenkammer der Polizei Lüneburg." Und dort lag noch mehr Bares. Alles weg.

Das Verfahren ist aufwendig, es dreht sich um Indizien. Die letzte Zeugenvernehmung habe im August 2023 stattgefunden, hieß es schon vor Monaten vom Landgericht. Die Anklage benenne "60 Zeugen und über 50 Urkunden und Augenscheinsobjekte, die bewertet werden mussten".

Eine Verjährung drohe nicht, da die Verjährung mit Anklageerhebung von neuem beginne, bei einem Diebstahl betrage sie weitere fünf Jahre. Das hieße, die Justiz hat noch bis 2028 Zeit, die Vorwürfe zu klären. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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