Lüneburg, am Samstag den 26.04.2025

Nachbarn in Angst vor Nachbarn

von Carlo Eggeling am 13.11.2023


Seit Mitte Juli brennt es immer wieder am Hasenburger Berg, auch am vergangenen Wochenende. Die Polizei nahm kurzzeitig einen 32-Jährigen fest. Anwohner hätten Hinweise gegeben, die zu dem Mann führten, "der unweit des Tatortes wohnhaft ist", notiert der Polizeibericht.

Wer sich mit Nachbarn unterhält, erfährt von einer Leidensgeschichte, die sich hinter der knappen Meldung der Wache verbirgt. Die Geschichte geht so: Der Verdächtige sei im Sommer mit seiner Partnerin in das Haus eingezogen. Die beiden sollen oft lautstarken Streit haben. Wenn die Lage eskaliere, brenne es kurz darauf an der nahen Schule. Angeblich, so heißt es an der Straße, kundschafte der Mann vorher das Gelände aus, blicke in Mülltonnen -- später am Abend lodern die Abfallcontainer.

Polizeisprecher Kai Richter bestätigt, dass es in den vergangenen Monaten mehrmals an der Schule brannte. In mindestens drei Fällen werde der 32-Jährige als verdächtig geführt. Der Beschuldigte sei bereits in der Vergangenheit im Zusammenhang mit Brandstiftungen aufgefallen.

Doch Brandermittlungen sind schwierig, letztlich gilt ein Satz, der unter Polizisten gang und gäbe ist: Man muss den Täter mit dem Streichholz in der Hand schnappen. Denn Flammen vernichten eine Menge Spuren. Obendrein gilt eine abgefackelte Mülltonne als Sachbeschädigung durch Feuer. Das bedeutet, das juristische Besteck fällt überschaubar aus.

All das trägt nicht gerade zur Beruhigunhg der Nachbarn bei. Dort ist zu hören, dass sich die Tat von Samstagabend bereits am Donnerstag ankündigte. Nach bekanntem Muster: Heftiger Streit mit der Freundin. Der Mann soll danach zur Schule gegangen sein, in die Conatiner geschaut haben. "Als ob er sich vorbereitete", heißt es aus der Nachbarschaft. "Er hat dort keine Kinder, arbeitet nicht dort, was will er da immer?"

Da Anwohner wissen, dass Donnerstagnacht eine Klasse in der Schule übernachtet, informieren sie den Lehrer: "Der hat das Gelände überprüft, den 32-Jährigen getroffen und ihn vertrieben. Da passierte nichts. Aber uns war klar, das geht weiter." Der ganze Frust habe sich dann wohl am Samstag entladen. Anwohner sagen, sie hätten mitbekommen, wie sich der mutmaßliche Täter der Schule näherte. Ein Bekannter, der spazieren ging, habe den Mann weglaufen sehen -- als Flammen hochschlugen. All das habe man der Polizei mitgeteilt. Die durchsuchte die Wohnung, doch der Verdächtige sei nicht lange mitgenommen worden. Möglicherweise weil die Freundin sehr aufgebracht gewesen sei, damit gedroht habe, sich etwas anzutun. Das Paar gilt an der Straße als psychisch auffällig: "Die brauchen Hilfe."

Und die Anwohner Abhilfe. Sie haben sich an ihren Vermieter gewandt, die LüwoBau. Lärm, Krach, Urinpfützen vor Kellertüren. All das habe mit dem Einzug des Paares begonnen. Dann die ständige Furcht vor einem Feuer. Bei der LüwoBau sagt Chefin Heiderose Schäfke: "Wir wissen um die Problematik und tun, was wir können. Mit den Mitteln, die uns rechtlich zur Verfügung stehen." Zum konkreten Fall möchte sie sich nicht äußern: "Es gilt die Unschuldsvermutung."

Doch es gebe generell Dinge, die man Mietern rate, sagt die Geschäftsführerin: Lärmprotokolle etwa, in denen en détail benannt wird, wer wann was gemacht hat. Für eine Auseinandersetzung vor Gericht brauche man "Futter". Zudem Geduld, denn es dauere, bis ein Gericht Fälle verhandle. Eins ist ihr wichtig: Als kommunale Gesellschaft nehme man auch Mieter auf, die es auf dem Wohnungsmarkt schwer haben. Die begleite man, auch mit Ansprachen. Nur in Einzelfälle komm es zu massiven Problemen.

Doch offenbar helfen die nicht immer. Die Mieter fühlen sich hilflos, sie sagen, sie hätten natürlich mit dem Paar gesprochen und um Rücksicht gebeten. Lärmprotokolle führen sie längst. Anrufe bei der Polizei hätten sie reichlich hinter sich. Sie fragen sich, was passieren muss, bis Vermieter oder Justiz handeln. Denn klar ist ihnen auch: "Das Paar braucht Hilfe. Was muss noch geschehen?" Carlo Eggeling

© Fotos: Anwohner


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