Lüneburg, am Freitag den 25.04.2025

Marketinggesellschaft macht Miese + Veranstaltungsleiter geht

von Carlo Eggeling am 01.03.2024


Ein Paukenschlag: Veranstaltungsmanager Matthias Lutz und zwei seiner Kollegen verlassen die Marketinggesellschaft. Das bestätigt Lutz, will zu den Gründen aber nichts sagen, außer: "Ich möchte mich mehr um meine Musik kümmern." Der Lüneburger ist unter anderem mit der Band Nite Club erfolgreich unterwegs. Damit verlässt er die Gesellschaft nach rund einem Jahr wieder. Nicht der erste Abgang, auch seine Vorgängerin Anna Klook hatte ihren Job nicht lange inne. Es gärt offenbar unter dem Dach der LMG, brisante Themen stehen heute von 16 Uhr an auf der Tagesordnung der Gesellschafter. Die LMG soll für das vergangene Jahr ein Defizit von rund 50 000 Euro verbuchen müssen.

Geschäftsführerin Gitte Lansmann erklärt lediglich, dass sie heute mit den Gesellschaftern den Wirtschaftsplan besprechen möchte, ansonsten wolle sie dem Gremium nicht vorgreifen. Das große Schweigen. Scheinbar. Denn hinter den Kulissen beziehen einige Akteure Stellung, ohne dass sie namentlich zitiert werden wollen. Nach ein paar Telefonaten ergibt sich ein Bild. Unter Vorbehalt selbstverständlich.

Kritiker scheinen sich auf Stadtfest und Sülfmeister-Tage einschießen zu wollen. Die seien teurer ausgefallen als kalkuliert. Schon als "Lüneburg feiert" im vergangenen Sommer noch feierte, munkelten Skeptiker, bei diesem Programm werde die LMG ordentlich zubuttern müssen. Dem soll aber nicht so sein: Nicht die Gagen, sondern die strukturellen Kosten brennen ein Loch in die Kasse. Mobile Toiletten, Gema- und Stromkosten sollen zum Teil doppelt so hoch ausgefallen sein wie gedacht. Ein Beispiel der Sülfmeister-Tage: Die Strohballen, die sich am Rand des Parcours stapelten, sollen in frühen Jahren 500, nun aber 3000 Euro gekostet haben.

Mahnende Stimmen, die darauf hinwiesen, dass die Kosten explodieren dürften, seien beschwichtigt worden: Die Politik wolle diese Feste. Dazu muss man sagen, dass der Etat dieser Partys über Standgebühren und Sponsoring erwirtschaftet werden muss. Umsonst und draußen. Das erklärt eben auch, warum Standbetreiber entsprechende Bierpreise verlangen (müssen).

Da das Veranstaltungsteam nun geht, bleibt die Frage: was nun? Angeblich kann sich die Chefetage sogar vorstellen, Feste abzugeben und von externen Gesellschaften organisieren zu lassen. Das passiere bereits in anderen Städten. Allerdings knirscht es auch dort: Die Reihe der Duckstein-Festivals ist gerade komplett eingestellt worden, das trifft etwa Hamburg und Lübeck. Dort waren nicht genug Gäste bereit, Eintritt für das Spektakel zu zahlen. Denn das war eine Veränderung, nicht mehr ganz umsonst.

Für das nächste Stadtfest haben sich bereits Konsequenzen ergeben. Dieser Teil ist bereits durch Pressemitteilungen umrissen: Aufgrund der Europa-Meisterschaft wurde der Starttermin auf Ende Mai vorverlegt. Entscheidender ist ein anderer Punkt: Der Landesmusikrat Niedersachsen feiert parallel den 11. Bläserklassentag an der Ilmenau. Die Folge: Kosten für Bühne und Technik tragen die Gäste zumindest mit. Außerdem sorgen die Musikanten für ein Programm -- da braucht die Lüneburg Marketing niemanden engagieren, also keine Gage. Dem Vernehmen nach soll Lutz die Kooperation eingefädelt haben.

Die negative Bilanz habe weitere Ursachen, heißt es: Die Gesellschaft kämpfte mit einem hohen Krankenstand, andere Kollegen leisteten Überstunden, die finanziellen Folgen müssen in die Bilanz eingestellt werden. Ein weiterer Punkt: Hilfen, die beispielsweise aus Corona-Programmen zur Belebung von Innenstädten flossen, sprudeln nicht mehr. Auf der Habenseite kann Geschäftsführerin Lansmann für 2023 verbuchen, dass die Zahl der Stadtführungen um sechs Prozent gestiegen seien. Ein Plus bei den Übernachtungen, die eben auch über die Marketing vermittelt werden, soll gut ausfallen.

Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch hat den Aufsichtsratvorsitz der Gesellschaft schnell nach ihrer Wahl übernommen, die frühere Kämmerin Gabriele Lukoschek musste den Stuhl räumen. Damit hat Frau Kalisch deutlich gemacht, für wichtig sie diese Gesellschaft hält. Strukturelle Veränderungen soll sie bislang nicht angestoßen haben, heißt es von mehreren Seiten. Die seien aber dringend erforderlich. So ist aus dem Umfeld der LMG zu hören, dass der städtische Anteil an der Gesellschaft mit 32,5 Prozent zu gering ausfalle, um erfolgreich Fördermittel einwerben zu können.

Die brauche man aber, da die LMG kaum mit mehr Geld ihrer Gesellschafter rechnen könne. Warum sollten beispielsweise Marktbeschicker oder Adendorf Finanzspritzen erhöhen? Es dürfte eine Menge Redebedarf geben. Letztlich eine politische Frage, wohin die LMG steuern soll. Vielleicht gibt es später eine Pressemitteilung. Vielleicht auch nicht. Carlo Eggeling

Die Struktur:
Hansestadt Lüneburg 32.500 ¬ 32,50%
Kurzentrum Lüneburg Kurmittel GmbH 19.750 ¬ 19,75%
Lüneburger City Management e.V. 16.000 ¬ 16,00%
Schaustellerverband Lüneburg und Umgebung e.V. 10.000 ¬ 10,00%
Verein Lüneburger Kaufleute e.V. 8.750 ¬ 8,75%
Verein Lüneburger Marktbeschicker e.V. 6.000 ¬ 6,00%
Einheitsgemeinde Adendorf 3.500 ¬ 3,50%
Samtgemeinde Bardowick 3.500 ¬ 3,50%

© Fotos: ca


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