Lüneburg, am Montag den 28.04.2025

Mal so zwischendurch -- das Himmelbett für Tauben

von Carlo Eggeling am 09.02.2023


Die Taube als solche gehört zu Städten. Denken wir an Herbert Grönemeyer, der so schön von Bochum singt und dem Himmelbett für Tauben. Das ist fein. In Lüneburg erleben wir es etwas anders. Denn die Taube verliert gerne etwas, so sehen Dächer bekleckert aus, es trauen sich Menschen kaum noch in ihre Hinterhöfe, weil die fliegende Armada immer wieder gurrend davon singt "Was für ein Scheiß".

In einer Zeit, in der sich viele Gruppen um alles und jedes kümmern, geriet der Flattermann nebst Flattergattin in den Fokus. Der stand zwar auf keiner Roten Liste, war meines Wissens nicht vom Aussterben bedroht. Trotz fand sich eine kühne Schar, die dem schon in der Bibel vorkommenden Getier seine Hilfe angedeihen lassen wollte.

Man könnte sagen, in umgedrehter Form. Kehrt bei Noah die freigelassene Taube mit einem Ölzweig zur Arche zurück, als Zeichen des Bundes, den Gott mit den Menschen geschlossen haben soll, ist es an den Gestaden der Ilmenau eher so: Taubenfreundinnen schließen einen Bund der Liebe mit der Kreatur.

Übertragen könnte man mit dem Schauspieler und Regisseur Woody Allan zu dieser Verbindung sagen: "Die Ehe ist der Versuch, zu zweit mit Problemen fertig zu werden, die man allein nie gehabt hätte." Denn die Riege der Taubenbewussten hat die Idee, die Nachkommenschaft der Vögel zu reduzieren, in dem frau sie füttert, dann ein riesiges Nest für jede gefiederte Familie zur Verfügung stellt. Dort tauschen Helfer dann die Eier gegen Attrappen aus. 

Ob aus den Eiern dann Rührei wird? Ich weiß es nicht. Jedenfalls soll die Entführung aus der Voliere als Geburtenkontrolle funktionieren. Lüneburg, tierbeseelt, ging einen Schritt: Tauben wurden gefüttert, an den Nistcontainern mangelte es. Genug Futter steigert offenbar die Lust, aus 1000 Tauben wurden laut Stadt mindestens 3000, das war im Sommer, jetzt picken sicher ein paar Hundert mehr Körner.

Nun teilt das Rathaus mit, ein zweiter Container sei da, den stellt man an der Warburg auf, also an der alten Bezirksregierung. Es bleibt die Erkenntnis, die die Pressestelle dem staunenden Volk verkündet: "Das Aufstellen der beiden Container mit insgesamt rund 380 Nistplätzen alleine werde aber nicht ausreichen, um die große Anzahl der Tauben in Lüneburg nachhaltig zu reduzieren." Nein, das Fütterungsverbot müsse konsequent eingehalten werden.

Das gilt natürlich nicht für den Taubenverein, mit dem das Rathaus -- aufgepasst -- jetzt einen Vertrag schließen will, die Vereinigung der Vögel-Freunde soll sich um das Innenleben der Boxen kümmern und sozusagen die Abtreibungsabteilung leiten und bewirtschaften. 

Was wäre eine Welt ohne Wunder? An die wollen wir glauben. Bald hat's ein Ende mit den himmlischen Dreckschleudern. Oder auch nicht.

Man denke, gerade in Zeiten des Ukrainekrieges an zwei Dinge. Friedenstaube ist ziemlicher Unsinn, selbst Wikipedia weiß, dass die Straßentaube "in schätzungsweise 2000 Kämpfe im Jahr verwickelt ist". Winston Churchill lohnt überdies einen Gedanken, der britische Premier, der sein Land so tapfer gegen den Kriegsterror Nazis-Deutschlands einschwor. Ihm wird ein Satz zugeschrieben, der zum Lüneburger Tauben-Konzept passen könnte: "Ein kluger Mann macht nicht alle Fehler selber. Er lässt auch anderen eine Chance." Wer ist der andere?   Carlo Eggeling  

© Fotos: Stadt Lüneburg


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