Lüneburger Spitze
von Carlo Eggeling am 28.11.2024Wenn man auf ein Gemälde schaut, fallen die Details, die es besonders macht, beim genauen Hinsehen auf. Ähnlich ist es mit der Ansicht einer Stadt. Ein Akzent, lange Zeit verschwunden, rundet ein Bild Lüneburgs nun wieder ab. Die Villa an der Brücke der Reichenbachstraße ziert ein Türmchen -- das hat sozusagen seine Haube zurückbekommen.
"Türme sind wie ein Kennzeichen wichtiger Punkte der Stadt", sagt Cornelia Abheiden von der Denkmalpflege. Einen Steinwurf entfernt reckt sich am Viscule-Komplex ebenfalls ein Turm, ähnlich ist es mit der Villa Heyn an der Altenbrückertorstraße, die Handwerker gerade sanieren.
Miteigentümer des Gebäudes mit zehn Wohnungen ist Dr. Jörg Carstensen, zehn Jahre lebte er selber in dem Haus. Wie viel die zwei Schritten erfolgende Sanierung des Hauses kostet, verrät er nicht. Aber dass ein Zuschuss des Arbeitskreises Lüneburger Altstadt von 12 000 Euro für den Turm hoch willkommen ist, betont er: "Das ist eine schöne Auszeichnung, auch ideell."
Gebaut wurde die Villa 1896/97 in der Epoche des damals beliebten Historismus, der Stil entspreche der niederländischen Renaissance, erklärt Cornelia Abheiden. Damals stand das Gebäude am Stadtrand mit Blick auf Ilmenau, den Außenhafen und die Bastion, ein Stück weiter hatte die Synagoge ihren Platz. Unschwer ist zu erkennen, dass der Straßenzug damals entstand. Eine Brücke über die Ilmenau in Richtung Lüner Kaserne gab es noch nicht. Was wir heute als Reichenbachstraße kennen, hieß damals Schlachthausstraße, denn der hatte seinen Platz in dem Bereich, wo heute die Polizei liegt.
Carstens und seine Mitstreiter lassen das Haus in zwei Bauabschnitten herrichten. Der Part in Richtung Visculenhof soll folgen. Auch im Gebäude haben sie arbeiten lassen. Viele Details zeigen, wie schön gebaut wurde: der Terrazzoboden im Eingang, das Treppengeländer, Türen und alte Lampen.
Die ALA-Vorsitzenden Inga Whiton und Reiner Netwall freuen sich über das Engagement und bezuschussen das Vorhaben gern. Das Geld nimmt der Verein bei seinen historischen Märkten ein, ein Ziel: den Denkmalschutz zu unterstützen.
Am Wochenende 7. und 8. Dezember lockt der historische Christmarkt in der Altstadt, ein Ausflug in die Renaissance. Carlo Eggeling
Foto: Dr. Jörg Carstens (l.) freut sich über die Unterstützung über die Unterstützung der ALA-Vorstandsmitglieder Reiner Netwall und Inga Whiton. Sie halten eine Ansicht aus dem Jahr 1898 in den Händen.
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