LoCarlo Lüneburger Gesichter (26)Davide Covato
von Winfried Machel am 01.06.2022In einer lockeren Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vor
Sizilianische Wärme eiskalt serviert
Seine Frau Tanja stammt aus Sibirien, er kommt vom Mittelmeer: Davide Covato. In seinem Laden am Alten Kran schmeckt es nach einem Stück italienischer Lebensart
Es gibt eine Übersetzung. Trinacria bedeutet so viel wie Dreikap und erklärt die Form Siziliens als Dreieck im Mittelmeer. Das war der Name, den die antiken Griechen der Insel gaben. Davide Covato liefert eine kulinarische Variante für das "Dreibein", eine kühle Mischung aus weißer Schokolade, Pistazien, Mandeln und Zitrone. Davide ist der Eismann am Alten Kran, sein Geschäft heißt Trinacria. In der kleinen Gastro-Zeile zwischen Altem Kaufhaus und Werder kugelt der Italiener Bällchen in Waffeln und Becher. Diese Kreation, ein Gaumenkitzel.
Er sei vor sieben Jahren nach Lüneburg gekommen, erzählt er im Gespräch auf der Bank vor seinem Laden. Er kommt, na klar, aus Sizilien. Als er und seine damalige Frau sich trennten, ging sie mit dem Sohn an die Ilmenau: "Sie hat Verwandte hier." Die Sehnsucht nach seinem Kind habe ihn in den Norden gezogen: "Ich wollte ihn sehen, also musste ich hier her."
In der Heimat habe er eine Bar, ein Restaurant, auch eine Spielhalle betrieben, auch als Fahrer eines sizilianischen Ministers habe er gearbeitet. Aber die Gastronomie sei eine Art Erbe, das liege ihm im Blut. Als er nach Deutschland kam, die Sprache nicht konnte, in den Taschen nicht viel Geld, suchte er sich Jobs: "In Adendorf war ich bei der Schokoladenfabrik Schluckwerder." Bei Landsleuten arbeitete er in einem Eiscafé. Doch er wollte sich selbstständig machen -- und bekam Hilfe eines Freundes.
Mit seiner neuen Frau Tanja, die er vor fünf Jahren an der Ilmenau kennengelernt hatte, eröffnete er einen Eisladen an dem kleinen zurückgesetzten Platz an der Bardowicker Straße. "Das haben wir drei Saisons gemacht", sagt er. Aber da er die Miete auch in der kalten Jahreszeit zahlen musste, da war geschlossen, habe sich das Ganze nicht richtig gerechnet. Zwischendrin kam die Außenstelle im Wasserviertel dazu. Nun betreiben sie nur noch diesen Laden. Davide sagt: "Im Winter habe ich bei Amazon gearbeitet. Es muss ja Geld reinkommen."
Tanja und Davide kennen scheinbar fast jeden Kunden, der hereinkommt. Immer ein Hallo: "Wie geht es den Kindern?" "Wohin fahrt ihr in den Urlaub?" "Wie immer?" 19 Sorten Eis produzieren sie, im "Labor", so nennen sie ihre Werkstatt, in Amelinghausen. Denn dort seien die Voraussetzungen besser. Tanja sagt: "Ich probiere gern etwas aus, ich mische, wenn es schmeckt -- gut." Es gehe um "Qualität und die Idee", die kann schon mal aus roter Beete, Karotte und Weintrauben bestehen. Manchmal, ergänzt Davide, stünden sie noch nachts in ihrer Werkstatt, um Eis zu machen: "Nachdem wir den Laden hier geschlossen haben."
Tanja erzählt, dass sie mit ihrer Familie 1992 aus Sibirien nach Deutschland gekommen sei. Die Liebe schuf eine Verbindung nach oder mit Sizilien. Kalt und heiß, das passt offenbar ziemlich gut, um gemeinsam Eis zu machen. Das servieren sie am Kran, wo sie ein paar Tische und Stühle aufbauen dürfen. Sie beschäftigen junge Frauen als Kellnerinnen. Davide hat da einen Blick, der Gleichstellungsbeauftragte irritieren könnte: "Die Mädchen gucken überall, packen hier und da an. Jungen machen nichts."
Nun beginnt der Sommer, Hochsaison. Doch was ist, wenn der Herbst kommt. Davide und Tanja überlegen, ob sie sie dann ihr Programm umbauen: Sizilianische Spezialitäten, Pizza und Crepés. Dafür bräuchten sie eine spezielle Abzugshaube, die möchte er in Sizilien bei Bekannten kaufen, das sei wesentlich günstiger als in Deutschland. Und eine Genehmigung brauchen sie auch. Aber das werde schon irgendwie klappen. Er lacht und sagt: "Ich bin hier glücklich, meine Kunden auch." Dann zwinkert er und hat eine nicht ganz ernste Werbebotschaft: "Wer auf Italienisch bestellt, bekommt eine halbe Kugel mehr."
Als liebsten natürlich Trinacria, die süße leichte Erinnerung an die Heimat Sizilien. Carlo Eggeling
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