Lüneburg, am Mittwoch den 12.03.2025

LoCarlo: Lüneburger Gesichter

von Winfried Machel am 14.07.2022


Lüneburger Gesichter (29)
In einer lockeren Reihe stelle ich unbekannte Bekannte vor

Der Mann, der zupackt
Benno Fabricius feiert heute seinen 70. Geburtstag. Der Vorsitzende des Lüneburger Schaustellerverbandes setzt sich für seine Kollegen ein. Zeit für ein Dankeschön

Wer wissen will, wie geschätzt Benno Fabricius ist, besucht ihn am besten auf dem Hamburger Dom in der "Bauernschänke". Gleich neben dem Tresen seines Lokals steht ein Tisch, vier Holzstühle, die Runde kann gern um den nächsten Tisch erweitert werden. Da sitzen oft Schaustellerkollegen, Politiker, Leute aus Ämtern, Freunde und Partner aus der Wirtschaft. Sein Rat, sein Wort, aber auch seine Wünsche und Ideen finden Gehör. Als Vorsitzender des Lüneburger Schaustellerverbandes reicht sein Einfluss weit über die Stadt hinaus. Am 14. Juli feiert Fabricius seinen 70. Geburtstag. Die Liste der Gratulanten dürfte lang sein.

Wie viele in seinem Beruf stammt Fabicius aus einer Schaustellerfamilie. "Mein Vater hatte ein Riesenrad mit zwölf Gondeln, es war das größte reisende in Norddeutschland", erinnert er sich. Dazu kam ein Stand mit Süßwaren. Der Vater starb früh, im Jahr 1961, die Mutter musste das Riesenrad nach Norwegen in einen Freizeitpark verkaufen. Mutter und Schwester machten mit dem Stand weiter. Benno machte, es war der Wunsch des Vaters, eine Lehre. Groß- und Außenhandelskaufmann, die absolvierte er in Lüneburg und Hamburg. "Doch ich wollte Schausteller werden, immer." Er half der Mutter, dazu arbeitete er an Wochenenden bei seinem Schwager in einem Imbiss, um ein paar Mark dazuzuverdienen. Keine rosigen Zeiten.

1975 machte er sich selbstständig mit einer umgebauten Kutsche als Verkaufswagen, das junge Unternehmen wuchs. Fabricius investierte. "Vor 35 Jahren habe ich die Bauernschänke von einer alten Dame in Hamburg übernommen", sagt er. Später erneuerte er sie komplett. Von der Süßwarenschiene verabschiedete er sich. Heute betreibt er mehrere Imbiss- und Schankbetriebe. Volksfeste und Weihnachtsmärkte in Hamburg, in Neukloster, in Goslar und natürlich im Lüneburger Land. Immer auf Achse.

Und im Einsatz für die Branche. 1976 begann er als Schriftführer, dann wurde er zweiter Vorsitzender, seit 23 Jahren steht er an der Spitze des Lüneburger Verbands. Matthias Mantau, sein Stellvertreter, lobt: "Ich habe viel von Benno gelernt. Wenn er eine Idee hat, davon überzeugt ist, setzt er sie um." Es sei nicht immer einfach, aber bereichernd und: "Er hört zu, wenn es Widerspruch gibt, denkt darüber nach und ist kompromissbereit."

Der Lüneburger Martin Päprer sagt: "Ich kenne ihn solange ich denken kann. Aus dem Berufsverband ist er nicht wegzudenken. Er hält Kontakt zu Behörden. Er ist ein Bindeglied." Ja, einer mit klarer Linie: "Aber offen und gesprächsbereit." Dabei habe er auch das Wohl Lüneburgs im Blick: "Dass es die Sülfmeistertage gibt, dass sich das Stadtfest weiter entwickelt hat, das ist auch Bennos Verdienst."

Ebenso, dass es eine Weihnachtsstadt gibt. In Zusammenarbeit mit Stadt und Handel wuchs der Weihnachtsmarkt in die Straßen: Die Märchenmeile mit ihren Häuschen der zwölf klingenden Geschichten und Puppenspielen fußen auf Ideen und Initiative des Schaustellerverbandes.

Die Schausteller gehörten zu den Gründungsmitgliedern Lüneburger Marketinggesellschaft, selbstverständlich vertreten sie dort ihre Interessen, aber es ist eben darüber hinaus ein Engagement für die Stadt. Selbstbewusst sagt Fabricius: Dass wir eine Bereicherung sind, zeigt der Besuch der Feste." Es kennt die Kritik an "Bratwurst-Benno", er nimmt es sportlich: "Die Besucher müssen zufrieden sein, nicht die Kritiker. Und bei dem Zuspruch gelingt uns das."

In Hamburg haben Fabricius und ein Kollege einen überparteilichen Stammtisch gegründet: "Mein Vorbild war Lüneburg, wo Politiker nach der Ratssitzung noch ein Bier zusammen getrunken haben, auch wenn sie Kontrahenten sind. Das Gespräch zählte. Das machen wir in Hamburg auch. Auf dem Dom ist es ein Treff für Kollegen, Politik, Wirtschaft und Medien." Gut besucht, gut vernetzt, geschätzt. Auch weil Hamburg weiß, dass Hafengeburtstag und andere Feste Hundertausende anlocken.

Nötig ist die Kontaktpflege, denn auch wenn die Branche nach harten Corona-Jahren viel Zuspruch und gute Besucherzahlen erfährt, vermutet Fabricius mit mehr als einem halben Jahrhundert Erfahrung: "Das wird nicht ewig anhalten." Hohe Preise für Benzin, Heizung, Lebensmittel -- das merke jeder im Portemonnaie und überlege, wo er sparen könne.

Doch auch diese Herausforderung werden sie meistern. Wie so viele. Ans Aufhören denkt Fabricius nicht, doch nicht mit 70. "Das Feiern müssen wir nachholen", sagt er. An seinem Ehrentag sitzt er am Steuer einer Zugmaschine: Die Reise geht mit dem Betrieb nach Goslar. Aber bestimmt gibt es etwas Besonderes an diesem Tag. Dafür wird die Frau an seiner Seite Sorgen. Christel lächelt. Carlo Eggeling

Foto: ca

© Fotos: Carlo Eggeling


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Kommentar von Carola Fandrich
am 06.12.2024 um 08:34:00 Uhr
Juchu es ist Weihnachtszeit der Glanz und die Lichter machen sich in Lüneburg breit. Paar Tage vor Eröffnung die Freude auf den Eierpunsch. Dann ist es soweit, die Freude groß, die Begrüßung wieder sehr herzlich. Eintreten und sich wohlfühlen, aaals wenn man nach Hause kommt. Die Truppe einfach nur meegaa, umsichtig,flink, sauber, gern ein späßchen auf Lager. Wenn wir in der Stadt sind, ist es für uns ein MUSS. Auch wenn einer fehlt, aber er war ja Jahre nach seinen Rentenalter noch erhalten. Eine tolles Team was da am Sande steht. Gemütlichkeit wird ebenfalls garantiert. Das musste mal gesagt werden. Auf noch viele leckere Punsch. Liebe Grüße Carola


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