Lüneburg, am Freitag den 25.04.2025

Links zieht an — die junge Partei

von Carlo Eggeling am 21.02.2025


Als Parteivorsitzende Heidi Reichinnek vor ein paar Tagen in Lüneburg war, passten gar nicht alle in den Saal der Gasthaus-Brauerei Nolte -- der war mit gut zweihundert Gästen rappelvoll, einhundertfünfzig Leute standen vor der Tür. An diesem Abend war zu besichtigen, was die Linke in Pressemitteilungen verkündet: ein reichlicher Zuwachs. Für die Region sagt Kreisvorsitzender Janis Kuba: "Seit dem 1. Januar 2025 sind dem Lüneburger Kreisverband der Linken 105 Neumitglieder beigetreten. Damit zählt der Kreisverband nunmehr 287 Genossinnen und Genossen. Innerhalb des letzten Jahres, seit der Abspaltung des Bündnis' Sahra Wagenknecht (BSW) hat sich die Anzahl der Mitglieder in Lüneburg von knapp 130 auf die oben genannten 287 sogar mehr als verdoppelt."

Die linke Spitzenfrau, aufgewachsen in Sachsen-Anhalt, jetzt zu Hause in Osnabrück, hat einen reichlichen Anteil am Erfolg. Die 36-Jährige erreicht mit ihren Veröffentlichungen bei Tiktok Hunderttausende. Ihre Wutrede im Bundestag zum Zustrombegrenzungsgesetz am 31. Januar, als die AfD das Vorgehen von CDU und FDP unterstützte, soll im Netz 30 Millionen mal aufgerufen worden sein. Die Kanäle im Netz sagen es schon: Die 36-Jährige erreicht vor allem junge Leute -- bei Nolte blickte man in Gesichter, die zumeist die 30 noch nicht erreicht haben dürften.

Stimmt der Eindruck, wie schaut es in Lüneburg aus beim Zuwachs? Kuba sagt: "Die Alterspalette der Neueingetretenen ist vielschichtig, jedoch trügt auch der Eindruck von vorletztem Donnerstag nicht. Der überwiegende Teil der Neumitglieder ist unter 30 Jahre alt. Zudem unterstützen sie sowohl beim Plakatieren, als auch bei Haustürgesprächen und Infoständen. Einige sind auch sehr aktiv, was Social Media angeht." Und: "Wir kriegen von vielen Neumitgliedern berichtet, dass sie das desaströse Abstimmungsverhalten der CDU/FDP mit der AfD und dem damit einhergehenden Niederreißen der Brandmauer nach rechts zum Eintritt bewegt hat."

Also Engagement im Wahlkampf. Auch aus anderen Parteien ist von neuen Mitgliedern zu hören, von Neulingen, die sofort mitmachen wollen und an Haustüren klingeln, Plakate aufhängen, an Ständen stehen. Bei der SPD beispielsweise hat Kandidat Jakob Blankenburg einen persönlichen Brief verfasst und in Briefkästen stecken lassen. 20 000 Exemplare haben die Sozialdemokraten verteilt. Per Post wäre es zu teuer geworden.

Leidenschaft, um ein strapaziertes Wort zu nutzen, ist eben auch bei anderen Parteien zu sehen. Am Samstag dürften die wieder auf der Bäckerstraße stehen, egal, ob rechts, links, bürgerlich, öko. Oder spinnert. Es scheint tatsächlich eine Art Zeitenwende da zu sein, die immer wieder besungen wird -- so einen Wahlkampf hat das Land lange nicht erlebt. Egal, wer am Ende vorne liegt. Zumindest das ist ein Erfolg für die Demokratie. Carlo Eggeling

Die Bilder zeigen den Auftritt Heidi Reichinneks im Gasthaus Nolte an der Dahlenburger Landstraße.

© Fotos: ca


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