Kultur sucht Bleibe
von Carlo Eggeling am 30.07.2024Der Salon Hansen war eine Art Biotop: Ein Refugium für kleine besondere Pflanzen, die auf großen Bühnen nur begrenzt wachsen können. Kunst & Frevel, eine Lesebühne, war hier ebenso zu Hause wie die Contra-Partys, die an eine verschwundene Disco der 90er Jahre erinnern. Vorbei. Doch wie geht es weiter mit Kleinkunst und Party? Martin Schröder ist der Kopf hinter dem Spaß, unterstützt von Jörg Schwedler von der Lesebühne und Stefan Baumgart bei den Partys: "Wir suchen nach einem neuen Ort. Bislang haben wir nicht nicht entdeckt und mussten daher die geplanten Veranstaltungen absagen." Er hofft, ein neues Refugium in der Stadt zu finden, doch erste Wahl bleibt eine Zukunft im Salon Hansen an Vierorten.
Zur Erinnerung: Der Trägerverein, Originalton, des Salon Hansen hat Insolvenz angemeldet, der Verwalter wickelt Verein und Unternehmen ab. Es gibt zwar noch Gespräche mit Interessenten, die das Projekt fortführen wollen, doch konkret ist nichts. Für seine Veranstaltungen hatte Schröder die Räume gemietet. Wie so oft hat diese Geschichte etwas mit Tradition zu tun. Martin, der heute in einem sozialen Beruf arbeitet, war im alten Contra für das Programm zuständig. Dazu gehörte es beispielsweise, Motto-Filmabende zu organisieren mit Titeln wie Blues Brothers und entsprechender Party im Anschluss. "Sonntags gab es öfters Live-Musik für die Leute, die in der Gastronomie gearbeitet haben", erinnert er sich. Kellner und Köche, die abends frei aber Lust auf Feiern hatten.
Der Lüneburger war als DJ aktiv im Contra, später im Pesel. All das lebte im Salon Hansen weiter. Lesungen, Konzerte mit Bands, die sich später in der Szene einen Namen erspielten wie die Punker von Urgestein Rantanplan und Drei Meter Feldweg. Selbstverständlich gehört das Feiern dazu bei Musik, die einige mit den Feten ihrer Jugend verbinden.
Es gibt kaum noch Orte, an denen diese Kultur Platz findet. Uli Schröder bietet im Café Klatsch eine Heimat für viele lokale Bands, in Bevensen das Vakuum, in Reinstorf das One World. "Das ist entweder zu weit draußen oder zu klein", sagt Martin. Ein Ort in Lüneburg, an dem bei einer Lesung hundert Gäste Platz finden wäre super, und eine Party sollte nicht um 22 Uhr enden, weil Nachbarn sonst nicht in den Schlaf kommen.
Martin und seine Freunde suchen also nach einer neuen Bleibe, vielleicht auf Zeit, wenn es mit dem Salon Hansen doch irgendwie weitergehen sollte. Wer ihn als DJ kennenlernen möchte, trifft ihn am Samstag bei After-Show-Party bei E-Ventschau in Ventschau.
Wer helfen kann, schickt ihm eine E-Mail: pendler.lg@googlemail.com Carlo Eggeling
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