Lüneburg, am Montag den 28.04.2025

Hoffnung für den Salon Hansen?

von Carlo Eggeling am 28.06.2024


Gibt es für den Salon Hansen eine Zukunft? Nach dem LA-Beitrag über die Insolvenz des Clubs in Vierorten haben sich mehrere Interessenten bei Insolvenzverwalter Marc-André Borchert gemeldet. Doch ob jemand mit einem tragfähigen Konzept dabei ist, müsse sich zeigen, sagt der Lüneburger Jurist. Das aktuelle Szenario: Zum Monatswechsel wird aus dem vorläufigen ein richtiges Insolvenzverfahren mit der Konsequenz, dass die Lichter ausgehen -- ein Drama für die eh ausgemergelte Clublandschaft der Region.

Ob aus einem Lichtschimmer der Hoffnung ein starker Scheinwerfer werden kann? Betriebsleiter Hagen Wedding setzt darauf. Gemeinsam mit Christian Müller, der den Trägerverein Originalton mitgegründet hat, arbeitet er an einem Konzept, den Laden zu übernehmen. Das gehe aber nur, wenn die Stadt Lüneburg die institutionelle Förderung übernehme und fortführe, sagt der 31-Jährige. Das Geld brauche man, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen.

Wie berichtet, sieht sich das Kulturressort des Rathauses erst kommende Woche in der Lage, etwas zur Sache zu sagen. Dass es nicht für die Anfrage von LA lange dauert, berichtet auch Wedding: Seit drei Wochen bemühe er sich um ein Gespräch mit Dezernent Florian Forster und dessen Mitarbeitern, bislang ohne Erfolg. In der Vergangenheit, da sind sich Wedding und der Verein einig, habe man gut mit der Verwaltung zusammengearbeitet, ein Teil des Jugendkonzepts der Stadt basiert auf dem Club, der unter anderem Partys für 14- bis 17-Jährige anbietet und Jugendliche schult, mit Veranstaltungstechnik umzugehen. Zudem will das Sozialdezernat ein Teil der Jugendarbeit in dem Komplex bündeln.

Der LA-Bericht hat einige aufgeschreckt. Martin Schröder etwa, der seine Conta-Partys im Untergeschoss der Passage veranstaltet, erfuhr über LA von der Pleite. Er will sich nun bemühen, andere Spielorte zu finden, schreibt er. Anderen dürfte es ähnlich gehen: Poetry Slams, Kleinkust, Konzerte, Lesungen -- der Salon Hansen bietet eine der seltenen Bühnen. Wedding sagt, man habe gehofft, die Insolvenz abwenden zu können, daher habe man kaum jemanden informiert. Der Optimismus lässt im Programm ablesen, das bis ins nächste Jahr reicht.

Warum das Ende so nahe scheint, hat mehrere Gründe. Zu hören ist, dem Trägerverein Originalton sei die Gemeinnützigkeit aberkannt worden. Aus dem Verein heraus wird das bestritten: "Die Gemeinnützigkeit wurde nicht entzogen." Wedding sagt, zumindest Teile des Konstrukts gelten nicht als gemeinnützig, darauf habe er aufmerksam gemacht, sei aber nicht gehört worden. Der Verein: Ein ideeller Teil falle unter die Gemeinnützigkeit, der wirtschaftliche nicht.

Aus Sicht des Vereins, interessanterweise möchte niemand namentlich genannt werden, liegt die Ursache im allgemeinen "Clubsterben": "Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Anhaltende Inflation, hohe Abgaben und verändertes Ausgehverhalten in postpandemischen Zeiten sind nur einige Beispiele. Der Verein und das Team des Salon Hansen haben sich über Monate um eine Konsolidierung der wirtschaftlichen Situation bemüht. Letztlich leider ohne Erfolg. Kulturarbeit für Musik- und Clubkultur steht unter enormen wirtschaftlichen Druck und ist in den meisten Fällen auf Zuschüsse und Förderungen angewiesen, die zuletzt nicht mehr ausreichend generiert werden konnten."

Wie auch immer, ab einer bestimmten Grenze soll Umsatzsteuer fällig geworden sein, mehrere Tausend Euro, die offenbar nicht da waren. Der Vorstand des Vereins meldete Insolvenz an. Doch dies, so der Verein, sei nicht der Grund für die drohende Zahlungsunfähigkeit gewesen. Wörtlich: "Die abzuführende Umsatzsteuer war nicht ausschlaggebend für den Entschluss des kommissarischen Vorstandes den Insolvenzantrag zu stellen. Daher können wir die Frage im Kontext der bevorstehenden Insolvenzeröffnung nicht nachvollziehen."

Aus Weddings Sicht zog der Vorstand zu früh die Notbremse, man hätte eine Lösung mit Vermieter, Lieferanten und Co finden können, wenn man ein Konzept präsentiert hätte.

Wedding, der eine kaufmännische Ausbildung besitzt, und sein Partner haben eins: eine gemeinnützige GmbH. Das würde bedeuten, man dürfe keine Gewinne machen, könne aber Mitarbeiter wie ihn beschäftigen. Als Geschäftsführer könne er den Laden lenken. Grundvoraussetzung sei aber eine dauerhafte finanzielle Unterstützung durch die Stadt. Greifen könne alles erst von September an, da im Sommer kein großes Geschäft zu machen sei. Seine Ideen kenne auch das Büro des Insovenzverwalters. Jurist Borchert wiederum sagt. "Uns liegt von niemandem ein konkretes Kaufangebot vor." Eben das brauche er, um eine Basis zu haben.

Er selber schätze den Salon Hansen sehr, sei vor Jahren dort Gast gewesen. Seine Hoffnung sei, dass sich eben doch noch Interessenten melden, um "die Kulturstätte zu erhalten". Doch am Ende zählen Zahlen. Ohne tragfähiges Konzept und entsprechendes Angebot verlöschen die Scheinwerfer im Salon Hansen.

Wer Interesse hat, wendet sich an die SBL Rechtsanwaltsgesellschaft mbH an der Schießgrabenstraße: 04131 2010-0. Carlo Eggeling

© Fotos: ca


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