Lüneburg, am Freitag den 25.04.2025

Gut für Mitarbeiter, gut für Lüneburg

von Carlo Eggeling am 11.09.2023


Bernd Meyer arbeitet seit 1978 im Unternehmen, Dagmar Schröder ebenfalls, macht jeweils 45 Jahre, Claudia Rexhausen ist "erst" seit 35 Jahren dabei sowie auch Claudia Ward. Alle sind nach ihrer Ausbildung hier geblieben. Die langen Jahre sprechen für Roy Robson als Arbeitgeber. Das Unternehmen an der Bleckeder Landstraße beschäftigt hier und im Logistikzentrum in der Vrestorfer Heide 220 Mitarbeiter, weitere 750 in Izmir in der Türkei. Arbeitsplätze, Steuereinnahmen, lokales Engagement -- für Lüneburg ist die Firma ein guter Partner und gehört zum wirtschaftlichen Fundament der Stadt.

Die Familie Westermann betreibt das Unternehmen in der dritten Generation. Gesellschafter Frederick Westermann ist stolz auf die Treue des Quartetts und die Geschichte der Firma. Die begann vor einem Jahrhundert als Bruno Kirches Kleiderfabrik in Berlin, seit 1944 ist man an der Ilmenau zu Hause. Wilhelm Westermann übernahm das Unternehmen in den 1960er Jahren, sein Sohn Heiko folgte ihm an der Spitze, nun steuert Frederick das Schiff mit.

Das Kollegen-Quartett steht für die Entwicklung des Hauses -- die nicht immer einfach war. Es gab Einschnitte, vor allem die Verlagerung der Produktion. Anfang der 2000er Jahre war klar, dass sich die Herstellung von Anzügen in Deutschland nicht mehr rechnet. Einige Unternehmen verlegten die Herstellung ins Ausland -- oder verschwanden vom Markt. Roy Robson unter dem Chef Heiko Westermann zog es in die Türkei. Natürlich hagelte es Kritik, dass Jobs an der Bleckeder Landstraße gestrichen wurden. Demonstrationen am Werkstor. Die Frage ist, gäbe es das Unternehmen noch, hätte man sich nicht neu sortiert?

Bernd Meyer hat den Wechsel im Wortsinne zupackend mitgemacht, er begleitete den Aufbau der neuen Fabrik in Izmir. Der 61-Jährige hatte Nähmaschinenmechaniker gelernt, er bildete sich weiter. In Lüneburg betreut er die Logistik in den Lagern in der Vrestorfer Heide. Er ist inzwischen -- um im Bild zu bleiben -- ein wichtiges Rad in der Maschinerie. Dagmar Schröder, Industrie-Kauffrau, lernte zu programmieren und betreute die Buchhaltung, heute ist die 62-Jährige für die Warenwirtschaft zuständig, verbindet, einfach gesagt, das Unternehmen mit den inzwischen externen IT-Fachleuten.

Claudia Rexhausen, sie war Bekleidungsfertigerin, wechselte nach der Schließung der Produktion ins Büro. In der "Arbeitsvorbereitung" entwickelte sie am Computer Zuschnitte, die dann in der Türkei in die Herstellung flossen, heute ist sie im Lager tätig. Die 52-Jährige sagt: "Ich bin da sehr zufrieden und möchte bis zur Rente bleiben."

Claudia Ward durchlief ihre Ausbildung als Industrie-Kauffrau, legte einen Schwerpunkt auf den Vertrieb. Sie wechselte in das Büro von Chef Heiko Westermann, der damals für das Marketing verantwortlich zeichnete. Die heute 53-Jährige übernahm den Kontakt zu Kunden und Händlern, die in die Werbung eingebunden sind. Sie sagt, der Modehersteller setze beim Marketing für Anzüge beispielsweise weiter auf Zeitungsbeilagen, im vergangenen Jahr erschienen die Kurz-Kataloge in Tageszeitungen mit einer Auflage von 1,9 Millionen Exemplaren. Auch ein jüngeres Publikum werde erreicht, quasi um die Ecke: Auch wenn Jüngere seltener Zeitung lesen, so werden sie doch von Eltern angesprochen, wenn sie sich einen schicken Zwirn für das Büro oder eine Hochzeit brauchen.

An der Verbindung zum Sport knüpft Claudia Ward mit. Roy Robson stattete Bundesligavereine wie Hannover und Wolfsburg und aktuell Werder Bremen mit Kleidung aus. Lokal unterstützt das Unternehmen die Volleyballer von der SVG.

Natürlich gibt es für das Unternehmen selbst keinen Stillstand. Sven Brüggemann, zuständig für Produkt und Marketing, beschreibt, dass man während der Corona-Zeit und danach sofort "lieferfähig" war -- anders als andere, die auch die Warenhaltung etwa nach Asien verlegt haben. Das liege an der eigenen Logistik in Lüneburg. In Vrestorf betreibt Roy Robson seit 2018 ein Lager mit 120 000 Teilen, lieferfähig eben. Inzwischen sind die Lüneburger dabei, die Anlage erneut zu erweitern, um 50 000 Teile.

Doch auch das Angebot verändert sich. Frederick Westermann beschreibt eine Corona-Folge: "Die Leute haben zu Hause im Home-Office gearbeitet." Da saß man etwas bequemer eher in Jogginghose an der Tastatur und dem Bildschirm des Laptops. Heute soll es nicht steif und einengend sein, in Stoffen ist leichter fallendes Elastan verarbeitet. Dazu komme generell ein Wechsel im Look, mehr Freizeit-Kleidung, ein wachsendes Segment: "Da erleben wir auch einen Wandel in der Kundschaft." Neben dem Bewährten komme es darauf an, junge Kunden mit anderem Geschmack und Bedürfnissen zu erreichen.

Überdies setze man bei Anzügen auf die gute Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern, die in Markengeschäften Ware anbieten. Wer einen Anzug kaufe, wünsche Beratung. Zudem ist Roy Robson längst in Ausland, vor allem in Europa, gewachsen: "Wir verteilen die Ware besser, präsentieren sie jünger und moderner."

In Lüneburg sind die Westermanns mit einem Shop am Markt sowie mit dem "Fabrikverkauf" an der Bleckeder Landstraße vertreten. Dort bieten auch andere Unternehmen Mode an. Westermann sieht das Konzept auch als Werbung für die Stadt: "Mehr als die Hälfte der Kunden kommen von außerhalb." Das wisse man aus Analysen. Einige derer, die hier einkauften, dürften später in die Stadt fahren, um dort zu bummeln und essen zu gehen.

Alles zusammengenommen geht die Strategie nach eigener Einschätzung auf. Auf der Internetseite des Unternehmens ist zu lesen: "Roy Robson konnte das Ergebnis der Vorsaison sowohl in der Dach-Region als auch in den so wichtigen Exportmärkten Frankreich, BeNeLux und UK steigern. Unter dem Strich steht ein Plus zur Vor-Corona-Zeit, was das Unternehmen überaus positiv stimmt."
Die vier Kollegen Meyer, Schröder, Rexhausen und Ward stehen für den Wandel und die Kontinuität. Beides braucht es für die Zukunft. Sind sind überzeugt: Die habe Roy Robson auf jeden Fall. Carlo Eggeling

Die Fotos zeigen das Unternehmen an der Bleckeder Landstraße sowie die langjährigen Kollegen.

© Fotos: ca / Roy Robson


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