Lüneburg, am Dienstag den 22.10.2024

Grüne Oasen — Es geht auch in schön

von Carlo Eggeling am 30.07.2023


Die Idee stammt aus Lübeck, allerdings ist sie in abgespeckter Form in Lüneburg angekommen, als sogenannte Grüne Oasen. Die Schwester-Hansestadt verwandelt den Koberg in einen blühenden Garten. Umringt von uralten Gebäude-Ensembles wie dem Heiligengeiststift blüht und duftet es aus Pflanzkästen. An der Trave ist es eine Wiederauflage, bereits im vergangenen Jahr lockte die Pracht Tausende. Abgerundet mit einem Angebot von Kaffee, Sitzgelegenheiten und kulturellem Programm. 180 Hochbeete, eine große Rasenfläche, eine Mischung aus dem Duft von Mittagsgold und dem Leuchten von Hortensien und Fingerhüten.

In Lüneburg, kritisieren einige, erinnern die Kästen an Apfelsinenkisten und Ikea-Regale, die Dürftigkeit der Pflanzen wirke, als habe man sie beim Mähen neben der Bundesstraße vergessen. Während man in Lüneburg augenscheinlich nicht auf Üppigkeit setzt, hat das Bauamt allerdings inzwischen Farbtupfer kopiert: kleine Schilder mit Sinnsprüchen sehen so verspielt aus wie in Lübeck.

An der Ilmenau zeichnet das Bauamt für das Vorhaben verantwortlich, das als Provisorium angelegt ist. Man wolle testen, ob Sitzinseln und Grün ankommen. In Lübeck hingegen liegt die Federführung bei der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH (LTM), sie hat den Koberg "im Rahmen des Projekts Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren in einen urbanen Garten verwandelt", notieren die Lübecker Nachrichten. Offensichtlich scheinen im Marketing und im Tourismus-Bereich kreativere Köpfe als im Bauamt Ideen zu entwickeln.

In Lüneburg, wo sich das Rathaus immer wieder rühmt, Bürger zu beteiligen, scheinen zumindest Stadtbaurätin Heike Gundermann und eine Abteilung des Bauamtes auf eigene Entscheidungen zu setzen: Zögerlich war man beim Bau der Skateranlage, die inzwischen wieder nachgebessert werden muss, die Skater und Rollifahrer einzubinden; völlig überflüssig empfanden es Bauleute, den Behindertenbeirat beim Umbau des Glockenhofs einzubinden, mit der Folge, dass Rollstuhlfahrer Rampen im schlimmsten Fall im freien Fall erlebt hätten.

Auch bei den Grünen Oasen setzt die Abteilung außer bei der Kopie aus Lübeck vor allem auf sich selber. Der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt, ein Hüter und Bewahrer des historischen Lüneburgs, wurde nach eigener Aussage nicht befragt. Beim Landesamt für Denkmalpflege sagt die für Lüneburg zuständige Fachfrau, sie "finde manches nicht optimal". Sie wolle nach ihrem Urlaub Rücksprache mit der städtischen Denkmalpflege halten, hieß es am Freitagmittag.

Einer, der die Baugeschichte der Stadt begleitet, schüttelt sich, wenn er die neueste Grüne Oase vor dem Luna-Brunnen sieht. "Da fehlt es an Feingefühl. Der Brunnen ist seit Jahrzehnten ein Zentrum." Der Blick auf den Quell und das Rathaus werde verstellt, auf eines der schönsten Motive. "Lüneburg ist eigentlich eine elegante Stadt, dann kommen solche schäbigen Sachen. Man kann nur verzweifeln."

Dabei gehe es einen Steinwurf entfernt auch in schön, sagt der Fachmann: "An Brodbänken und Rosenstraße haben Anwohner und Stadt etwas Gutes geschaffen, einfach angenehm." Statt Holzkisten graue Metallboxen mit Stadtwappen, in denen Pflanzen großzügige Akzente setzen, an Laternen ranken Geranien.

Die Idee, Sitzinseln und Grün zu platzieren, ist an sich klasse und dringend nötig. Gut, dass jemand das Projekt in Angriff genommen hat. Es wäre allerdings fein, wenn es auch in chic ginge. 8000 Euro kostet das Konstrukt auf dem Markt, heißt es aus dem Rathaus. Eine Menge Geld, da könnte man doch mehr daraus machen.

ALA-Vorsitzende Inga Whiton erinnert sich: "Wir haben zwanzig Jahre gekämpft, bis die Waschbetonkübel von der Bäckerstraße verschwunden sind. Das was wir jetzt haben, ist furchtbar. Es soll nur nur dieses Jahr stehen. Damit müssen wir wohl leben." Sie hofft, dass etwas Schöneres folgen kann.

Es wären schön, wenn dann die eingebunden werden, die etwas von Eleganz und Design verstehen. Carlo Eggeling

Einen Eindruck, was auch geht, zeigen Fotos. Sie stammen aus Lübeck, aus Hamburg und von den Brodbänken.

© Fotos: ca


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