Grandioses Requiem zum Abschied
von Carlo Eggeling am 19.11.2023Als letztes Werk seiner Zeit als Kantor und Kirchenmusikdirektor leitete Joachim Vogelsänger am Samstagabend das „War Requiem“ des Komponisten und Dirigenten Benjamin Britten. Zu den wichtigsten Chorwerken des 20. Jahrhunderts gezählt erklang es nun sehr beeindruckend und tief bewegend in der Lüneburger St. Johanniskirche.
Die Komposition (op. 66) wurde am 30. Mai 1962 in der wiederaufgebauten Kathedrale von Coventry uraufgeführt, deren Vorgängerbau mit der deutschen Bombardierung der Stadt Coventry im Zweiten Weltkrieg bei der Luftschlacht um England weitgehend zerstört wurde.
Sehr passend am Vorabend des Volkstrauertags gewählt, war es kein bombastisches Stück, sondern ein Werk der stillen Trauer und des Andenkens der Kriegstoten.
Die St.Johanniskirche war stimmungsvoll mit Kron- und Kerzenleuchtern beleuchtet, der Chorraum erstrahlte ebenfalls dezent. Kein zusätzliches Effektlicht, die Fenster in dunkelster Nacht.
Die Ausmaße des Requiems waren gigantisch:
Die Johannis-Kantorei wurde um den Knabenchor Basel erweitert. Das große Orchester bildeten gemeinsam das musikalisch hochgradig geforderte, leistungsstarke „ensemble reflektor” und die von Thomas Dorsch vorbereiteten Lüneburger Symphoniker. Als Solisten dabei waren Signe Heiberg (Sopran), Andreas Post (Tenor) und Matthias Vieweg (Bass).
Minutiös von Joachim Vogelsänger vorbereitet und getaktet, sehr präzise bis kurz vor Beginn eingestimmt und geprobt, endete das „War Requiem“ nach eineinhalb Stunden um 21.05 Uhr mit einmütigem Schlagen der St.Johanniskirchenglocke.
Nach verhaltener Stille frenetischer Beifall und Standing Ovations für alle Beteiligten bei ausverkaufter Kirche. Mehr geht wirklich nicht.
Mit Studium in Köln (Kirchenmusik, Cembalo), in Detmold (Kapellmeister), in Wien (Orgel) war Joachim Vogelsänger Kantor und Lehrbeauftragter in Düsseldorf,
Kirchenmusikdirektor an St. Johannis Lüneburg seit dem Jahre 2002. Dazu gehörten Konzerte in Deutschland, Niederlande, Frankreich, Italien, Dänemark, Tschechien, Polen, Kanada, Japan.
Aber ein Kirchenmusikdirektor wie Joachim Vogelsänger, 1958 in Soest geboren, geht nicht so einfach in den Ruhestand. Seiner Profession folgend geht es herausfordernd weiter. Und er wird weiter hochkarätige Musik mit faszinierenden Interpreten begleiten, in Lüneburg und immer alles überschaubar im Blick habend vielleicht auch einmal wieder anderswo.
Die Nachfolge Joachim Vogelsängers an der St. Johanniskirche tritt am 1. Dezember 2023 Dr. Ulf Wellner an. Text & Fotos: HaJo Boldt
Kommentare
Zu diesem Artikel wurden bisher keine Kommentare abgegeben.