Lüneburg, am Dienstag den 22.10.2024

Gedenken an Wolfgang Schurreit

von Carlo Eggeling am 22.10.2024


Freunde und der ASB veranstalten eine Erinnerungsfeier für den verstorbenen Alt-Landrat Wolfgang Schurreit. Die Veranstaltung am Freitag ist öffentlich.

Der Text:
Einladung zum Gedenken an Wolfgang Schurreit
Sehr geehrte Damen und Herren,
in ehrendem Gedenken an unserem ASB-Ehrenvorsitzenden Wolfgang Schurreit möchten wir Sie herzlich einladen, gemeinsam mit uns sein Leben zu würdigen und seiner in einer feierlichen Gedenkveranstaltung zu gedenken.
Datum:
U h r z e i t :
Ort:
A d r e s s e :
25. Oktober 2024
14 Uhr
Lüneburg
An den Reeperbahnen 3, Lüneburg (Theater)
Wolfgang Schurreit hat unser Leben und das öffentliche Leben in unserer Region auf besondere Weise geprägt. Wir möchten diesen Tag nutzen, um uns an die bedeutenden Momente seines Wirkens zu erinnern und ihm die Ehre zu erweisen.
Im Anschluss an die Gedenkfeier laden wir Sie zu einem gemeinsamen Beisammensein ein, bei dem wir in seiner Erinnerung zusammenkommen und uns austauschen können.
Wir bitten Sie, uns unter
info@asb-kv-lueneburg.de
mitzuteilen, ob Sie an der Gedenkfeier teilnehmen können.
In dankbarer Erinnerung
gez. Andrea Schroeder-Ehlers
Anstelle von Kränzen und Blumen bitten wir um eine Spende für das Gambia Face-Projekt.
IBAN 28 2405 0110 0000 0031 86 Verwendungszweck: Face



Mein Nachruf bei Lüneburg aktuell:

Einer der Architekten des Wandels
Wolfgang Schurreit hat sich als Politiker und Landrat für die Region eingesetzt. Jetzt ist er gestorben. Eine Erinnerung an einen zupackenden und beliebten Sozialdemokraten

Der Wandel der Scharnhorst-Kaserne zur Universität, den Umbau von Straßen zu Fußgängerzonen, die bessere Zugverbindung nach Hamburg, nach dem Zusammenbruch der DDR 1989 begann die Wende -- auch in der Region, einer der Architekten war Wolfgang Schurreit, erster sozialdemokratischer Lüneburger Landrat und langjähriger Landtagsabgeordnete. Jetzt ist er im Alter von 83 Jahren gestorben.

Es war die große Zeit der Sozialdemokraten in Niedersachsen und Lüneburg. An der Ilmenau zahlte sich die Kombination aus: Gerhard Schröder seit 1990 Ministerpräsident, ein Jahr später wählen die Menschen im Landkreis Wolfgang Schurreit zum ehrenamtlichen Landrat, in der Stadt heben sie Ulrich Mädge ins Amt des ehrenamtlichen Oberbürgermeisters. Gemeinsam mit dem vor Jahren verstorbenen Landtagsabgeorneten Uwe Inselmann setzen sie damals auf den Wandel, auch über ihre guten Verbindungen innerhalb der Partei.

Mädge ist der letzte der drei lokalen Freunde, der noch die Stimmung von einst beschreiben kann: Es sei klar gewesen, dass die Grenze verschwindet, Soldaten und Bundesgrenzschutz reduziert werden würden. Aus der Garnisonsstadt mit 6500 Soldaten und rund 700 BGS-Beamten soll eine Universitätsstadt werden, um die Stadt "frischer" zu machen. "Oberstadtdirektor Reiner Faulhaber, Jens Schreiber von der CDU und mir war klar, jetzt müssen wir handeln." Ebenfalls klar war: Wir brauchen eine bessere Anbindung nach Hamburg, denn da sind viele Jobs. Letztlich wird daraus der Anschluss an den HVV und die Idee des Metronom, der in engem Takt an die Elbe pendeln sollte.

"Verkehrsberuhigung" war schon vor drei Jahrzehnten der Begleiter, die Innenstadt attraktiver zu machen. Mädge: Autos am Sand und am Markt sollten verschwinden. Erst dann konnten beispielsweise Brodbänken und vor allem die Schröderstraße Mitte der 90er Jahre zu Flaniermeilen mit einladenden Straßencafés werden. Man redete nicht in Kürzeln, die wie Schnupfen klingen und heute Nump für Nachhaltiger Mobiler Urbanitätsplan heißen, sondern schlicht: "Lüneburg atmet auf." Das tat die Stadt -- und versäumte, den Weg konsequenter weiterzugehen.

Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Schurreit und Inselmann werben in Hannover für Lüneburg -- und besorgen Millionen. Die beiden pflegen Kontakte in die Politik und in die Ministerien. Wolfgang Schurreit ist ein Mann, der andere für sich einnehmen kann, der schnell per Du ist. Ministerpräsident Schröder kommt damals öfter nach Lüneburg, eben auch weil seine Freunde hier sind. Und weil man bei einem Glas Rotwein oder ein Bier gut schnacken kann. Entspanntes Werben für die Pläne.

Auch bei der Rückgliederung des Amt Neuhaus spielte Schurreit eine Rolle. Vor mehr als drei Jahrzehnten gelang das, was heute so viel beschworen wird: Agieren über Parteigrenzen hinweg. Mit dem damaligen Oberkreisdirektor Jürgen Allerdissen, dem CDU-Mann Franz Fietz, dem CDU-Bundestagabgeordneten Klaus Harries und Freunden auf der anderen Seite der Elbe treiben sie das Ziel voran.

Der Wandel, besser Umsturz, innerhalb der SPD beginnt früher. Das Trio Mädge, Schurreit, Inselmann und andere wie etwa der der spätere Bundestagsabgeordnete Arne Fuhrmann und im Rat Harald Firus gehören zu denen, die die alte Führungsriege der Partei Mitte der 80er Jahre zur Seite schieben. Die Betonköpfe, so empfand man sie, müssen weichen für einen anderen Stil, neue Ziele. Eine Revolution -- die Bündnisse halten Stand.

Wolfgang Schurreit war ein Mann mit einnehmendem Lächeln, verschmitzt, witzig, hartnäckig in der Sache. Geboren 1941 in Mohrungen in Ostpreußen kam er mit seiner Familie nach Lüneburg, 1961 machte am Johanneum Abitur, studierte an der Pädagogischen Hochschule, unterrichtete später an der Christiani-Schule und leitete schließlich die Orientierungsstufe auf dem Kreideberg. 1982 zog er in den Landtag ein.

Er engagierte sich nicht nur in der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und in der SPD, sondern auch im Arbeitersamariterbund. Von dort heißt es: Von 1992 an sei er 26 Jahre sei er Vorsitzender des ASB gewesen. "Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass der Kreisverband zum größten Verein und modernen Dienstleister und Arbeitgeber sozialer Dienstleistungen in der Region gewachsen ist. Für sein Engagement wurde er 2018 mit dem Samariter Ehrenkreuz in Gold ausgezeichnet." In der Zentrale am Moldenweg trägt man Trauer: "Wir verlieren mit Wolfgang Schurreit einen echten Samariter, der sich leidenschaftlich für unseren Verein eingesetzt hat."

Jakob Blankenburg und Karoline Feldmann, die beiden Co-Vorsitzenden der SPD im Landkreis schreiben: Man behalte Wolfgang als "engagierten, ehrlichen und aufrechten Sozialdemokraten" in Erinnerung. Ohne seinen Einsatz Engagement für die Universität oder die Umgestaltung des ÖPNV wäre unsere Region heute nicht das, was sie ist."

Landrat Jens Böther hat sich Anfang der Woche mit einer E-Mail an die Mitarbeiter des Landkreises gewandt. Er bedankt sich für Schurreits Wirken, erinnert an dessen Stationen: von 1991 bis 1996 ehrenamtlicher Landrat und "eine prägende Stimme in der Kommunalpolitik". Er saß im Kreistag von 1972 bis 2006, zudem war er Mitglied des Gemeinderates und Samtgemeindebürgermeister der Samtgemeinde Gellersen. Landtagsabgeordneter von 1982 bis 2003. Ein Eintrag das Ehrenbuch des Landkreises sowie die Verleihung des Bundesverdienstkreuz 2008 würdigten ihn.

In seinen letzten Jahren lebte Wolfgang Schurreit mit seiner Familie im geliebten Frankreich, ab und an kam er in seine alte Heimat zurück. Immer für ein Wort zu haben, ein reger Geist.

Wir beide kannten uns seit meiner Schulzeit, er als Vertrauenslehrer, ich als einer der Schülersprecher. Damals gerieten wir aneinander, haben später darüber gelacht. Keine Freunde, das ginge zu weit, aber wir mochten uns. Ich denke an viel Diskussionen und manchen Witz. Mein Beileid an Deine Frau und Deine Kinder. Carlo Eggeling

Foto: Landkreis Lüneburg


© Fotos: Landkreis Lüneburg


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