Familie Olma zieht um — Abschied von der Rossschlachterei
von Carlo Eggeling am 23.03.2025Ein Jahrhundert und mehr, so genau wissen es Detlef und sein Sohn Dennis Olma nicht, wie lange es die Ross-Schlachterei an der Oberen Ohlingerstraße schon gibt. Ende des Monats endet die Geschichte: Detlef Olma verkauft den Komplex in der Altstadt. Die Familie betreibt die einzige Pferdeschlachterei der Stadt, damit geht eine Tradition zu ende. Doch der Metzger bietet seine Ware anders an, er ist weiter in der Region vertreten.
Es war schon länger klar, dass Olma Haus und Hof verkaufen möchte. Ich habe bereits Ende 2019 darüber geschrieben. Die Gründe sind geblieben: Ein Wirtschaftsbetrieb passt nicht in die Altstadt, die sich in den vergangenen zwanzig, dreißig Jahren vom Viertel der Arbeiter und Handwerker zum Wohnquartier mit schmucken Häusern für eher Besserverdienende und Ferienwohnungen gewandelt hat.
Damals wie heute geht es um einen Generationswechsel und die Nachfolge, inzwischen sind seine Tochter Daniela (32) und sein Sohn Dennis (27) ins Geschäft eingestiegen. Sie gehören zu der Crew, die mit Imbiss und Verkaufsanhänger auf Märkte nach Uelzen, Soltau und Dannenberg fahren. Dazu kommen Volksfeste in der Region wie beispielsweise Frühjahrs- und Herbstmarkt in Lüneburg. Die Anhänger.
Es sei für ihn immer schwieriger geworden, mit seinen Wagen auf sein Grundstück zu kommen, über einen nicht allzu breiten Weg, neben dem der Spielplatz liegt. Poller seien geplant beziehungsweise schon gekommen. Überdies hätten Investitionen angestanden, die sich auf der begrenzten Fläche und in den vom Alter gezeichneten Gebäuden nicht rechnen würden. Nun also ein anderer Ansatz. Er werde in einer Schlachterei in Finkenwerder weiter produzieren.
Zudem hat er Hallen und Container im Vastorfer Gewerbegebiet am Köstorfer Busch zur Verfügung, dort kann er Steaks, Rouladen und Goulasch schneiden und portionieren. "Dienstags können Kunden dort von 10 bis 19 Uhr an unserem Wagen einkaufen", sagt der 58-Jährige. Zudem möchte er freitags wieder den Markt in Kaltenmoor ansteuern. Mit der Stadt sei er im Gespräch. Ab Anfang April will er starten.
Es geht weiter. Doch der Abschied falle ihm schwer, sagt Olma: "Ich habe bei Rothe gelernt, jetzt bin ich seit vierzig Jahren hier." Sein Vater Anton hatte mir bereits 1996 erzählt, er sei seit 1955 im Betrieb, der nach dem Besitzer Otto Thiele hieß. 1967 habe er die Schlachterei übernommen. Geschlachtet habe man nicht in der Altstadt, Ware habe man bei verschiedenen Kollegen bezogen sowie vom lange geschlossenen Lüneburger Schlachthof.
Pferde seien dann zerteilt in der Werkstatt verarbeitet worden. Damals hatten Anton und Detlef Olma berichtet, man züchte keine Pferde als Fleischlieferanten, es kämen Tiere, die sich beispielsweise ein Bein gebrochen hätten. Während manche Menschen sich nicht vorstellen können, Pferd zu essen, gibt es Fans dieses Fleisches. In Frankreich beispielsweise gilt es als Delikatesse.
In der Altstadt schlägt wieder ein Unternehmen ein Kapitel Lüneburger Wirtschaftsgeschichte zu. Was kommt?
Olma schweigt, auf die Frage, wer Grundstück und Gebäude gekauft hat. In der Altstadt und in der Immobilienbranche wird der Name eines Investors aus der Region genannt. Schon in der Vergangenheit war klar, Hallen, die im hinteren Teil in die Höhe ragen, stehen nicht unter Denkmalschutz, sie können weichen. Da das Rathaus in der Altstadt Wohnen präferiert, könnten voraussichtlich Wohnungen oder Ferienwohnungen entstehen. Immerhin: Die Olmas und ihre Wurst und das Fleisch bleiben den Lüneburgern erhalten. Carlo Eggeling
Kommentare
am 24.03.2025 um 16:49:26 Uhr
am 26.03.2025 um 08:51:42 Uhr
Auch jetzt war mein Weg zur Schlachterei fester Bestandteil,wenn ich mal wieder in Lüneburg war.