Lüneburg, am Donnerstag den 26.12.2024

Ein Lüneburger durch und durch

von Carlo Eggeling am 28.11.2024


Als er noch zur Christiani-Schule ging, wurde er kriminell, erwischt haben sie ihn nicht: Wolfgang Göttgen betrieb in einem Versteck auf dem Kreideberg einen Piratensender. Das war verboten. Musik, die Spaß machte. Die Bundespost habe versucht, ihn mit Peilungen ausfindig zu machen. Vergeblich, erzählt sein Freund Roland Richter. Musik, die begleitete Wolle ein Leben lang. Sein Geld verdiente er als DJ und war stadtbekannt und darüber hinaus. Damit machte er im Alter weiter, 2015 gründete er die Facebook-Gruppe Lüneburg gestern & heute mit, mehr als 10 000 Mitglieder zählt sie heute. Wolle war irgendwie immer da, wenn auch der Begriff arg abgewetzt ist, er war eine Legende. In der Nacht zu Mittwoch ist er im Alter von 69 Jahren im Hospiz in Bardowick gestorben.

Ich habe ihn am Stint kennengelernt in den 80ern. Ich arbeitete im Schalli, er als DJ im längst verschwundenen Pupasch, Erlebnisgastronomie nannte sich das. Kneipe mit Dauerparty. Da hatte Wolle schon einige Stationen hinter sich und noch einige vor sich. Roland Richter, fast ein halbes Jahrhundert mit Wolfgang befreundet, kennt sie: Mit gut 14 ging er in die Hasenburg, lernte DJ Ceasar kennen. Ein Vorbild. Eine Lehre bei der Post, doch die Musik blieb wichtiger und lukrativer.

Discos in Lüneburg, Hamburg, Berlin und München. Eine wilde Zeit mit seiner damaligen Partnerin am Ballermann auf Malle. "Er hat schwarz CDs gebrannt und verkauft", erzählt Roland. Lange war er im Pupasch an den Landungsbrücken, kam nach Lüneburg zurück. Betrieb die Stintkneipe eNTe, die später sein Freund Heinzi übernahm.

"Er war ein Lebemann", erzählt Roland. Was er in der Tasche hatte, gab er wieder aus. Zu viel Alkohol. 80 Zigaretten am Tag, zocken in der Nachtkneipe Sülze mit hohen Einsätzen und an Automaten. Er schaffte es, damit Schluss zu machen. Er hat es mir mal stolz bei einem Kaffee erzählt. Die Sucht zu beherrschen, da gehört eine Menge Willen dazu. Beziehungen, eine Ehe in der er den Namen der Frau annahm und Mischke hieß, irgendwann wieder Göttgen.

Er gründete 2006 im Netz den Radiosender Oldie Fans. Eine neue Bühne. Jobs. Dann begann seine Krankengeschichte. "2012 ging es los mit Magenproblemen", erinnert sich Roland. Die Ursache blieb unklar, es dauerte, bis ein Arzt die Diagnose stellte: Krebs. Der wütete immer anders in seinem Körper. Überall. Wolle musste ins Krankenhaus. Chemo. Alles gut.

Nein, war es nicht; es ging wieder los. Wieder eine Verbesserung. Schließlich war er nicht mehr gut zu Fuß, Rollator. Wir trafen uns vor gut drei Jahren mal in der Goseburg bei einem Fest. Er lebte In der Weide und war auf ein Stück Kuchen zum LSK-Platz gekommen. Netter Schnack. Alte Zeiten.

Immer wieder Krankenhaus. Er hat es berichtet auf seiner Facebook-Seite. Stets nahmen alte Wegbegleiter Anteil. Seine langjährige Partnerin Marion und Roland standen an seiner Seite. Vor eineinhalb Monaten musste er in die Klinik. Das gemeine Spiel von vorne, es wurde besser, die nächste Katastrophe. Es ging nicht mehr. Hospiz. Roland: "Da haben sie sich wunderbar um ihn gekümmert."

Es war kein leichtes Sterben, und wahrscheinlich eine Erlösung. Nun ist er gegangen. Wie ihn seine Familie und Freunde verabschieden, ist noch nicht klar, doch eine Trauerfeier soll's geben. "Wir überlegen, wie wir es hinbekommen", erzählt Roland. Nicht ganz einfach, denn viel besaß Wolle am Schluss nicht. Aber er hat eben Freunde, die ihn da sind, weil er ein guter Kerl war. Das ist eine Menge. Carlo Eggeling

© Fotos: Freunden


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