Doch noch eine Zukunft fürs Böll-Haus?
von Carlo Eggeling am 29.01.2024Gibt es doch noch eine Einigung im Streit um das Heinrich-Böll-Haus? Trotzdem der Trägerverein und Dutzende Initiativen und Gruppen das Haus an der Katzenstraße nach einer Räumunungsklage verlassen mussten? Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch hatte vor Wochen im Rat angekündigt, sie wolle sich um ein Mediationsverfahren bemühen. Was ist daraus geworden? Nachfragen im Rathaus.
Ergebnis: "Beide Seiten – Eigentümer und Initiativen – sind für ein Mediationsverfahren bereit. Das ist das Ergebnis mehrerer Gespräche." Beteiligt seien "vier Personen aus dem Vorstand des Trägervereins "Unsere Welt - für Frieden, Umwelt, Gerechtigkeit e.V.". Sie sprechen für die Hausgemeinschaft sowie der Besitzer der Immobilie". Wann man sich zusammensetze, sei noch nicht klar, möglicherweise Anfang März.
Wie berichtet, hatte es zwischen Eigentümer und Trägerverein eine Auseinandersetzungen um Konditionen des Mietvertrages gegeben, unter anderem ging es um das Café Avenir. Schließlich dividierte das Landgericht die verkrachten Partner auseinander -- der Verein und die Gruppen mussten gehen. Eigentlich sahen die Mieter das Verhältnis als völlig zerrüttet an, sie gingen. Selbst die Antifa, dem Café Anna und Arthur verbunden, wollte nichts mehr mit dem Vermieter zu tun haben, weil man keinerlei Entgegenkommen gesehen habe.
Das Avenir hat inzwischen ein Exil gefunden, das gegenüberliegende Mosaique zeigt sich hilfsbereit. Andere Organisationen suchen nach neuen Versammlungsorten.
Die Fenster des Hauses an der Katzenstraße muten derweil an wie eine Wandzeitung, Auszüge aus dem Urteil des Landgerichts, Schlagzeilen aus dem Medien, dazu Bücher des verstorbenen Nobelpreisträgers. Wie eine Mahnung auch der Titel Heinrich Böll "Haus ohne Hüter". Das scheint nicht allen zu gefallen: Eine Scheibe ist eingeschlagen. Was wirkt wie Vandalismus nimmt die Polizei hier ernster. Angesichts des Hintergrunds ist laut Polizeisprecher Michel Koenemann das Staatsschutzkommissariat in die Ermittlungen eingebunden. Eine konkrete Spur verfolge man noch nicht. Carlo Eggeling
Kommentare
am 30.01.2024 um 10:16:59 Uhr
Der Brief stellt gleich zu Beginn klar: "Der Erhalt des Heinrich-Boell-Haus in Lueneburg stand unsereseits nie in Frage."
Ueber die Zukunft eines Heinrich-Boell-Haus in Lueneburg wird gemeinsam die Familie entschieden. Zur Zeit fungiert es auch Mahnmal gegen Diffamierung.
Zur Zeit dient es auch der Vorbereitung der gemeinsamen Ausstellung zu Heinrich Boell und dem 50. Jubilaeum seiner Erzaehlung: "Die verlorene Ehre von Katharina Blum. Wie Gewalt entsteht und wohin sie fuehren kann."
2. Auch zum Zeitpunkt des gewalttaetigen Angriffs waren Menschen im Heinrich-Boell-Haus, das heute mehr denn je gegen Ausgrenzung, Gewalt, Faschismus und Diffamierung steht.
Er erfolgte in derselben Nacht als Lueneburg beiendruckend fuer "Demokratie und Menschlichkeit" aufgestanden ist.
Auch die LandesZEITUNG schwieg, genauso wie die ehemaligen Nutzer des Hauses und natuerlich die nicht informierte Stadtgesellschaft. Die Polizei hat unmittelbarkeit nach dem Anschlag einen Aufkleber der "Antifaschsitischen Fanszene Dynamo Lueneburg", der fuer kurze Zeit von wem auch immer neben der zerbrochenen Scheibe angebracht wurde, polizeilich aufgenommen.
Man kann davon halten, was man will. Es uebersteigt fast meine Vorstellungskraft dass Antifaschisten in einer solchen Nacht ein Heinrich Boell Haus angreifen wuerden, dessen Leben und Werk gegen Gewalt und Faschismus gerichtet war, wie hoffentlich unser aller.
Dass Sie aber unbegruendet einfachen Vandalismus suggerieren ist ein weiterer medialer Beitrag Gewalt gegen klar "linke Haeuser" zu banalisieren.
3. Dass Sie schreiben, dass es die Mieter waren, die gingen, da sie das Verhaeltnis zum Vermieter zeruettet ansehen und "selbst die Antifa" nichts mehr mit dem Eigentuemer zu tun haben wollte und deshalb ging (und folglich gar nicht wegen des Raeumungstitels) ist nicht glaubhaft. Der Mieter veroeffentlichte unmittelbar nach dem Urteil, dass die Hausgemeinschaft "wuetend, enttaeuscht, traurig und fassungslos" sei. Sie haetten ja sonst ueber das Urteil "froh" sein muessen, das es bestaetigt hat, nicht bis 2035 ein "zerruettes Mietverhaeltnis" weiter fuehren muessen. Die Klage richte sich nur gegen den Traegerverein. Dass die Initiativen nicht nachfragten, ob sie bleiben koennten ist ihre hoffentlich freie Entscheidung.
4. Das Avenir hat auch nicht, wie Sie suggerieren im Mosaique "Exil" gefunden, sondern im privatisierten Gebaeude des Utopia. " Das passt fuer eine gewinnorientierte GmbH besser viel, als das bisher nur fuer Non-Profit-Initiativen vorgesehene Heinrich Boell Haus. Das gewinnorientierte Nutzen von Raeumen, die fuer Non Profit privat "subventioniert" werden, ist halt ein sensibles Thema.
Die taz schrieb es werden nun sogar die erforderlichen Genehmigungen eingeholt, was das heutige Heinrich Boell Haus ausdruecklich begruesst. Genau deswegen wurde oft abgemahnt, dann gekuendigt und musaste schliesslich geklagt werden, da keine ausreichende Abhilfe geschaffen wurde und Versicherungsschutz nicht gewaehrleistet war. Schutz von Menschen ist halt ein "muss". Genehmigungen fuer nicht angefragten Betrueb, haengen von dem Betreiber und der Stadt ab, nicht dem
5. Ein Mediationsverfahren macht vorallem Sinn, falls weiterhin die Anfragen bezueglich Rueckbau eingebrachter Dinge (insbesondere des angeblich einsturzgefaehrdeten Hinterglashofdachs - due Glasplatten wurden vom Mieter offenbar ohne Statiker angebracht) und in den letzten 30 Jahren entstandener Schaeden nicht beantwortet werden. Dafuer ist der ehemalige Mieter zumindest mitverantwortlich.
Das gilt auch fuer die Kosten der Auseinandersetzung der Familie Boell mit dem Verein bezueglich der unbefugten nicht angefragten Nutzung des Namens "Boell" im Vereinsnamen und der erbetenden diesbezgl. Unterlassungserklaerung.
Auf ein konkretes Mediationsangebot der Stadt ( mit wem, wann worueber?) warte ich nachwievor.
6. Meiner Meinung nach sollten Sie vor und nicht nach der Veroeffentlichung Ihrer Artikel mit allen Betroffenden sprechen.