Lüneburg, am Freitag den 25.04.2025

Die nächste Krise des Eisenwerks — 120 Stellen betroffen

von Carlo Eggeling am 06.12.2024



Das Lüneburger Eisenwerk muss erneut Insolvenz anmelden, betroffen sind 120 Jobs. Aktuell betreibt die Focast GmbH den Betrieb an der Gebrüder-Heyn-Straße im Lüneburger Hafen. Der Betrieb solle fortgesetzt werden, berichtet der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Malte Köster. Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien bis Ende Januar gesichertz, was dafür spricht, dass sie sogenanntes Insolvenzausfallgeld erhalten. Köster hält eine Sanierung des Betriebes für nötig, auch suche er Interessenten, die den Betrieb übernehmen wollen.

Dass das Amtsgericht Köster als Verwalter eingesetzt hat, dürfte ein glücklicher Umstand sein. Die unter anderem in Bremen ansässige Kanzlei WillmerKöster hat bereits das vorletzte Insolvenzverfahren 2017 geführt und damals den Betrieb gerettet. 2021 erfolgte eine neue Pleite, neue Eigentümer kamen.

Köster umreißt die Schwierigkeiten: "Die Focast Lüneburg GmbH ist spezialisiert auf hochwertige Gussprodukte für den Maschinen- und Werkzeugbau sowie für Pumpen und Kompressoren und beschäftigt derzeit 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Unternehmen verzeichnete zuletzt einen Jahresumsatz von 16 Millionen Euro. Hintergrund der akktuellen finanziellen Schieflage des Traditionsunternehmens sind die seit Jahren schwierige Marktsituation mit hohen Kosten für Rohstoffe und Energie sowie die aktuelle Zurückhaltung wichtiger Kunden bei Neu-Investitionen."

Die Gewerkschaft, die den Betrieb seit langen Jahren intensiv begleitet und Pleiten miterlebt hat, ist wieder mit an Bord. IG Metall-Bevollmächtigter Lennard Aldag sagt: "Wir kämpfen weiter um jeden Arbeitsplatz und den Erhalt des Werks." Die Probleme des Betriebes umreißt Aldag ähnlich wie Köster: "Die Absätze sind aufgrund der allgemeinen Lage schwach. Ein weiteres Stichwort ist die Dekarbonisierung."

Das Thema beschäftigt den Betrieb und die Politik bereits länger, Abgeordnete hatten die Firma besucht. Einfach gesagt: Die alten Öfen sollen durch Elektroöfen ersetzt werden, die mit günstigem Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Allein kann das Eisenwerk das nicht stemmen. Aldag sagt, was auch anderen klar ist: "Es braucht dafür staatliche Unterstützung." Das betreffe nicht nur das Eisenwerk, sondern auch andere Unternehmen, die die Energiewende hinbekommen müssen.

Der Betrieb im Hafen gilt als Kundengießerei. Das meint, die Kollegen fertigen Kleinserien und Teile an, die im Maschinenbau und in der Autoindustrie verwendet werden. Also ein Nischenbebetrieb, der anders arbeitet als Konzerne beispielsweise in Asien, die deutlich günstiger produzieren.

Köster umreißt es so: "Wir sehen, dass die Belastungen insbesondere in den energieintensiven Branchen in den zurückliegenden Monaten nochmal deutlich zugenommen haben und an der Substanz vieler Unternehmen zehren. Durch die Verschiebung internationaler Warenströme in Folge des beobachtbaren Protektionismus ist der Wettbewerb für Unternehmen mit Produktion in Deutschland deutlich härter geworden."

Zulieferbetriebe der Autoindustrie spüren die verschärfte Lage deutlich: Yanfeng in lüneburg ebenso wie beispielsweise SKF und Musachi im Kreis Lüchow-Danneberg.

Zur Geschichte: Gegründet wurde der Betrieb von August Wellenkamp und dem aus Osnabrück stammenden Gießereifachmann Julius Meese 1843 Vor dem Bardowicker Tore. Mitte der 1970er Jahre zog der Betrieb in den Lüneburger Hafen. Die Historie des Werks lässt sich im Stadtbild sehen: Das Geländer der Brücke über die Ilmenau am Altenbrücker Tor stammt aus dem Eisenwerk. Carlo Eggeling

Das Bild stammt von der Internetseite des Eisenwerks.

© Fotos: Eisenwerk


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