Die Farben der Stadt — Pinkas mag pink
von Carlo Eggeling am 26.04.2025Lüneburger Gesichter (73) + in lockerer Reihe stelle in unbekannte Bekannte vor
Pinkas macht die Stadt - pink
Mülleimer in pink, überall in der Stadt. Warum? Für Lennard Pinkas ist das völlig klar. Aus Pinkas wird pinky. Oder auch Pinkasso. Das klingt groß, ganz groß. Der 36-Jährige sitzt am Reichenbachplatz. Er hat vier Spraydosen gruppiert, pink, das Stück für 8,06 Euro, sagt er. Er sammelt Spenden für seine bunten Botschaften, ein paar Münzen liegen auf dem Pflaster. Pinkas lebt in einer anderen Welt als andere. Es hört sich nach einer Mission an, wenn er erzählt: "Farbe muss positiv sein." Er hat recht, die Welt muss eben bunter werden.
Zum Beispiel der Hydrant gegenüber auf der Seite der Polizei. Den hat er grün gemacht: "Das passt farblich. Er ist weiter funktionsfähig." Das ist ihm wichtig. Ordnungsamt? Ja, mit den Mitarbeitern habe er auch schon gesprochen. Pinkas findet: "Was ich mache, ist keine Sachbeschädigung." Wahrscheinlich tut es niemandem weh, wenn die Abfalleimer am Reichenbachplatz in bronze und eben in pink leuchten.
Pinkas hat Zeichen auf die Steinplatten gemalt mit Kreide, die weisen Wege. Wohin verstehe ich nicht so richtig. Wichtig ist dem Künstler, dass der alte Reichbach von seinem Denkmal darüber thront: "Der hat die Übersicht." Es scheint eine Platzfrage. Am Markt sitze er gern, auf der Brausebrücke, weil hochdroben die Wetterfahnen Wege zeigen, aber auch die Ilmenau, die stetig fließt, da sei die Richtung eindeutig. Wer hätte nicht gern eine eindeutige Richtung?
Marktforschung habe er gelernt, sagt der Lüneburger, dann in Münster studiert. Doch das sei es nicht gewesen. Nun sei er wieder hier, wohne in Volgershall. Eigentlich nur ein Teil von ihm, denn er sei zum Beispiel ein begnadeter Fußballer. Traumhaft, anderswo, wie an einem anderen Ort. Er lacht: "Ronaldo ist mein Bruder." 1,89 sei er groß, wiege 65 Kilo. "Zu wenig." Offensichtlich, sein Pullover schlackert um ihn herum.
Seit ein paar Jahren mache er die Stadt bunt. Es sei noch viel zu tun. Für ein Foto sei er heute nicht in Stimmung. Er kommt mit einem Passanten ins Gespräch, der hat eine Zigarette für ihn. Einer, der wohl auch gern am Platz sitzt. Ein bisschen Stadtgeflüster, zwei verstehen sich. Ich verstehe es nicht.
Ein paar Münzen für die Mission der bunten Stadt. Pinkas hat keine Zeit mehr. Für die Viertelstunde ein Danke. Ich verstehe, warum Mülleimer in Pink viel besser aussehen. Carlo Eggeling
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