Der Klau am Bahnhof — kommt Abhilfe?
von Carlo Eggeling am 07.02.2024Das Fahrradparkhaus am Bahnhof ist beliebt -- bei Dieben: Teile verschwinden, gern nehmen die ungebetenen Besucher auch Räder mit, am liebsten E-Velos. Die Mitarbeiter haben alle naselang verärgerte Kunden vor sich stehen. In der Vergangenheit durchtrennten Täter Schlösser mit einer mobilen Flex, es folgte die Aktion Flügelmutter, Rad und Schloss am Bügel so lange drehen, bis es knackt. Nun offenbar die Rückkehr zur Flex: Allerdings schneiden Kriminelle die Bügel auf, an denen die Räder gesichert sind -- wegtragen und das Schloss dann mit schwerem Gerät irgendwo anders knacken.
Seit einem Jahrzehnt versucht der Chef des Radhauses am Bahnhof, der die Abstellanlage für die Stadt betreibt, bessere Sicherungen für das Gebäude einbauen zu lassen. Vor acht Jahren hatte Malte Meyners gemeinsam mit der Stadt, darunter Verkehrsdezernent Markus Moßmann, aus den Erfahrungen anderer Städte ein Zugangssystem entwickelt, das den Diebstahl sehr schwierig gemacht hätte. Kostenpunkt: geschätzt 290 000 Euro. Das Ganze scheiterte schließlich im Rat und weil es der Stadt nicht gelang, in ein Förderprogramm zu kommen, über das die Beteiligung für den kommunalen Etat geringer ausgefallen wären.
Im Sommer 2022 hatte die SPD versucht, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen und einen Antrag für den Rat geschrieben, Andrea Schröder-Ehlers kalkulierte hatte die Kosten mit einer halben Million Euro.
Was ist daraus geworden? Augenscheinlich nichts. Wie sieht die Lage nun aus? Auf eine Anfrage von LA antwortet Florian Beye aus dem Pressereferat der des Rathauses: "Die Hansestadt hat im vergangenen Jahr einen am Ende abgelehnten Förderantrag für das BMDV (das Bundesverkehrsministerium, die Red.) Förderprogramm „Fahrradparkhäuser an Bahnhöfen“ für die Erweiterung des Fahrradparkhauses „Radspeicher“ am Bahnhof gestellt. Zuletzt wurde im Mobilitätsausschuss dazu erläutert, dass in den Folgejahren eine erneute Antragsstellung anvisiert wird, wenn die Förderkulisse dies ermöglicht."
Und weiter: "Die Betreiber des Radspeichers am Bahnhof suchen derweil gemeinsam mit der Hansestadt nach einer kostengünstigen und zeitnah umsetzbaren Lösung, um das Fahrradparkhaus bzw. die darin abgestellten Fahrräder gegen Diebstahl zu sichern. Dazu befindet sich die Verwaltung im Austausch mit den Betreibern zum Beispiel zu den Möglichkeiten einer zusätzlichen Vergitterung und Zugangskontrolle."
Malte Meyners sagt, ja er sei dran. Allerdings hätten mehrere Unternehmen, die er in der Vergangenheit um Kostenvoranschläge gebeten habe, abgewinkt, da die Stadt keine Aufträge erteilt habe. Seit vier Monaten warte er nun auf ein Angebot eines anderen Unternehmens aus Bremen, er hoffe auf eine Antwort in den kommenden Tagen. Was die die Firma verlange, sei schwer abzuschätzen, aber zwischen 200 000 und 300 000 Euro dürfte die Summe vermutlich liegen. Ob die Verkehrswende das Geld auch kosten darf, bleibt abzuwarten angesichts eines Haushalts mit rund 50 Millionen Euro Defizit.
Die Mitarbeiter des Fahrradparkhauses sind sehr sicher, wer für einen Teil der Klau-Touren infrage kommt, regelrechte Banden. Von Sicherungsmaßnahmen hält diese Gemeinschaft wenig: "Wir sind massiv im Geschäft bedroht worden", sagt Meyners. "Obwohl hier Kameras laufen. Wir haben Anzeige erstattet. Das geht seit Jahren so."
Mehr als 1100 Räder sind 2022 in Lüneburg gestohlen worden, eine Auswertung für 2023 gibt die Polizei noch nicht preis. Das macht sie erst, wenn sie in den kommenden Wochen nach dem Innenministerium die Kriminalstatistik für das vergangene Jahr vorstellt. Aber unter der Hand ist zu hören, der Wert von 2022 werde eindeutig gerissen.
Sichere Stellplätze für Räder in verschließbaren Boxen kann Lüneburg kaum aufweisen. Es wirkte eher bescheiden, als das Rathaus neulich mitteilte, dass die Salzstadt über sechs verschließbare Kästen an der Roten Straße verfüge. Allerdings waren die fast vergessen. Angesichts Tausender Räder und des gewünschten politischen Trends, in den Sattel zu steigen, scheint das halbe Dutzend überschaubar. Zumal gerade Lasten und E-Räder heute mehrere Tausend Euro kosten. Carlo Eggeling
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