Bürgermeisterin als Kultur-Chefin
von Carlo Eggeling am 09.12.2024Ende vergangener Woche wollte das Rathaus den Namen noch nicht bestätigen, nun ist es offiziell: Heike Horn soll neue Leiterin des Kultur- und Sportamtes werden. Wie berichtet, sorgt das für Irritationen, denn die 59-Jährige hat sich im Oktober vom Gemeinderat auf Langeoog abwählen lassen, da war sie seit 2019 parteilose Bürgermeisterin. Ihre Begründung: die Gesundheit mache nicht mehr mit. Wie passt das zusammen? Die Antwort aus dem Rathaus: "Zum Amt der Bürgermeisterin der Inselgemeinde Langeoog gehören neben der Verwaltungsleitung auch die Leitungen der Reederei, des Tourismus-Betriebs und des Flugplatzes. Diese Intensität war für Frau Horn nicht mehr dauerhaft leistbar. Die Leitung eines Fachbereichs setzt auch Intensität und Hingabe voraus, aber nicht in dem Ausmaß."
Die Personalie Horn war kürzlich im nicht öffentlich tagenden Verwaltungsausschuss mitgeteilt worden. Dort soll der Lebenslauf der Kandidatin sehr positiv vorgestellt worden sein. Die Stationen ihres Lebens hat Heike Horn selber ins Netz gestellt: Krankenschwester, BWL-Studium, Arbeit für einen Klinikverbund, Leitung der Volkshochschule der Kreise Friesland und Wittmund, schließlich Bürgermeisterin. Von Kultur und Sport, ihren neuen Themen, findet sich dort nichts.
Kein Wort sei über die Abwahl der Bürgermeisterin gefallen, so heißt es aus dem VA. Allerdings scheint sich die Politik auch nicht bemüht zu haben, schlicht bei Google nachzuschauen, was sich zu Heike Horn finden lässt. Das ist einiges. Der NDR hat berichtet, der Anzeiger für Harlingerland und andere. So hatte die Bürgerinitiative Pro Langeoog der Bürgermeisterin vorgeworfen, sie wirtschafte schlecht und sei zu wenig anwesend. Und, so ein Kollege des Anzeigers, auf Nachfrage von LA: "Der Bund der Steuerzahler Niedersachsen kritisierte Heike Horns Vorgehensweise, bei der die ohnehin verschuldete Kommune bis Oktober 2026 ihr noch 137.000 Euro an Bürgermeister-Gehalt zahlen muss. Sich in den Ruhestand versetzen zu lassen und der Insel den Betrag zu ersparen, hatte die Verwaltungsleiterin nicht in Betracht gezogen."
Durch den neuen Posten in Lüneburg entfalle dieser Anspruch aber, teilt das Rathaus auf Nachfrage mit.
Rechtlich nicht zu beanstanden, aber ungewöhnlich ist es, dass die Bewerbung Heike Horns erst Anfang November im Lüneburger Rathaus einging, die Bewerbungsfrist lief eigentlich Ende Juli ab. Trotzdem wurde sie von Kämmerer Matthias Rink berücksichtigt, der die Bereiche Kultur und Sport nach dem Abgang von Sozialdezernent Florian Forster erst vor drei Wochen übernommen hat.
Spielen persönliche Beziehungen eine Rolle? Denn ein Gruppenfoto aus dem September 2023 zeigt Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch und Heike Horn direkt nebeneinander vor dem Lüneburger Rathaus. Gemeinsam mit anderen Verwaltungschefinnen aus Niedersachsen hatten sie ein Frauennetzwerk gegründet. Beide fungieren als Sprecherinnen.
Anfrage ans Rathaus: In welcher Beziehung stehen Frau Kalisch und Frau Horn? Welche Rolle spielt die Bekanntschaft bei der Vergabe des Jobs?
Antwort: "Frau Kalisch und Frau Horn haben sich bei einem Treffen des Bürgermeisterinnen-Netzwerks von Niedersächsischem Städtetag und Niedersächsischem Städte- und Gemeindebund persönlich kennengelernt. Bei der Vergabe des Jobs spielte diese Bekanntschaft keine Rolle: Frau Horn hat sich Anfang November nach ihrer Abwahl auf Langeoog bei der Stadt beworben. Anschließend hat sie sich der internen Auswahlkommission gestellt und sich durchgesetzt. An den Auswahlgesprächen hat die Oberbürgermeisterin nicht teilgenommen."
Im Rathaus ist man sicher, dass Heike Horn ihre neue Stelle am Montag antritt. Auf Nachfrage antwortet die Pressestelle: "Warum sollte sich etwas daran ändern?" Was zu erwarten sein dürfte ist, dass die Personalie die Politik beschäftigen wird. Der Artikel von LA werde an der Küste intensiv gelesen und geteilt, ist von Langeoog zu hören. Das könnte ja in Lüneburg ansteckend wirken. Carlo Eggeling
Das Foto der Stadt zeigt Claudia Kalisch (l.) und Heike Horn beim Treffen niedersächsischer Bürgermeisterinnen im September 2023.
Kommentare
am 09.12.2024 um 22:38:31 Uhr
am 10.12.2024 um 19:25:41 Uhr
Somit muss ihr nicht die Abfindung gezahlt werden-gut für die Insel.
Für die Lüneburger leider eine schlecht getroffene Entscheidung!!
am 11.12.2024 um 11:20:17 Uhr