Lüneburg, am Freitag den 27.12.2024

Baustellenfrust — Nicole Naujoks fühlt sich abgeschnitten

von Carlo Eggeling am 06.03.2023





Nicole Naujoks lacht mit Galgenhumor: "Überraschung, kaum zu glauben." Die Geschäftsfrau betreibt am Glockenhof das Dessous-Geschäft "only4women". Am Montagvormittag schickte die Stadt eine Pressemitteilung heraus, die sie unmittelbar betrifft: Die Arbeiten an dem Platz dauern länger als erwartet, man hoffe, im April fertig zu werden. Die Unternehmerin sagt: "Dass, wie geplant, alles im März fertig wird, war mehr als unwahrscheinlich, und die Bauarbeiter haben schon vor längerem gesagt, Ende April sei realistisch." Nun kommt man wohl auch im Bauamt zu diesem Schluss. Die Erklärung: das Wetter. Der eingeplante Zeitpuffer -- dahingeschmolzen wie Schnee in der Sonne. Die Mitteilung der Stadt wörtlich: "Bei der Fertigstellung der Baumaßnahme rechnet Sebastian Effe derzeit mit einer Verzögerung von einigen Wochen." Bauinignieur Effe betreut das Projekt für die Verwaltung.

Die Bauarbeiten beuteln die Händlerin gewaltig, auch Geschäftsleute am Wüsten Ort und das Bekleidungshaus C&A seien betroffen, weiß sie aus Gesprächen. Zu besichtigen wie schwer sich Verwaltung und Bauleute offenbar mit dem Projekt tun, ist das Ganze seit November. Wochenlang passierte trotz Absperrungen nichts, dann blockierten Arbeiter mit ihrem Material den Zugang zur einzigen Behindertentoilette in der Innenstadt. Ob zwei, drei Handwerker etwas auf dem Karree neben dem Glockhaus erledigen, scheine ein eigenes System zu haben, sagen Anlieger. Als es losging, fehlte ein Schild an der Bäckerstaße als Hinweis auf das Geschäft der Unternehmerin Naujoks, für ihren eigenen Aufsteller kam ihr die Stadt bei den Gebühren zunächst nicht entgegen. Das belegt ein Schreiben aus dem Ordnungsamt.

Wie gesagt, im November begann das Schauspiel zwischen Bäcker- und Glockenstraße. Nach einigem hin und her ließ die Verwaltung jetzt in der Glockenhof-Passage ein Bauzaunelement aufstellen mit einem Werbebanner, das auf die Betriebe hinweist. "Mit falschgeschriebenen Namen unserer Geschäfte und einem Plan, der genordet ist, aber deshalb schlecht zur Orientierung dient", sagt Nicole Naujoks. Alles ist quasi um 90 Grad gedreht, benutzerfreundlich gehe anders. Zudem wirken Zaun und Plan für die Händlerin eher wie eine Blockade denn als Magnet. Immer wieder Anrufe und Gespräche vor Ort, Nicole Naujoks fühlt sich verklappst, sie selber wählt ein stärkeres Wort.

"Ich zahle dieselbe Miete, mein Vermieter kann schließlich nichts dafür, habe aber 40 Prozent weniger Kunden", sagt die Händlerin. Und: "Ich hatte schon Einbußen beim Weihnachtsgeschäft, durch die Verzögerung sieht es Ostern vermutlich nicht anders aus." Ihren Nachbarn gehe es ebenso. Sinnvoll wäre es aus ihrer Sicht gewesen, den Platz in zwei Etappen zu erneuern, sodass Passanten ihn überqueren könnten. Das tun sie auch jetzt ab und an -- Fußgänger zwängen sich an Absperrungen vorbei und stapfen durch den Sand.

Alles dauert nun länger als geplant, besonders gut gehe die Verwaltung nicht mit den Interessen von Geschäftsleuten um, findet man im Handel. Heiko Meyer, Vorsitzender des Handelsvereinigung LCM will im Rathaus nachhaken. Ralf Elfers, der die Aktion Gelbe Leitern mit initiiert hat, war vor Ort, will ebenfalls unterstützen.

Ganz wichtig sind die Kunden: Sie finden das Geschäft, wenn sie von der Bäckerstraße kommen auf der linken Seite unter den Arkaden. Nicole Naujoks und ihre Mitarbeiterinnen freuen sich auf sie. Carlo Eggeling

© Fotos: ca/Stadt Lüneburg


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