Lüneburg, am Freitag den 20.12.2024

Abschied vom „Retter der Altstadt“

von Carlo Eggeling am 20.08.2023


Worte aus Markus-Evangelium, die eine Vision sind. Die ein Leben beschreiben. "Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt." Welch ein gewaltiger Satz für Curt Helm Pomp. Er war das Motiv der Predigt, die Pastorin Silke Ideker beim Trauergottesdienst am Samstagnachmittag in St. Michaelis hielt. Rund 300 Gäste waren gekommen, um Pomp, der zwei Tage vor seinem 90. Geburtstag starb, Lebwohl zu wünschen.



Pomp war Ende der 1960er Jahre nach Lüneburg gekommen, hatte die "Vision einer historischen Altstadt". Mit "Weitblick und weitem Blick" ging er sein Ziel an. Er fand Mitstreiter, erst eine Initiative, dann der Arbeitskreis Lüneburger Altstadt (ALA), der bald ein halbes Jahrhundert besteht. Damals schätzten viele nicht sehr, was sie besaßen: vermeintlich abbruchreife Häuser.

Pomp ahnte die Schönheit hinter scheckigen Fassaden, er konnte andere begeistern für die Idee von Stadt. Es sei eine"Heilung" für Lüneburg gewesen. Deshalb säßen neben Pomps Frau Claudia und Tochter Florentine die vielen Freunde und Wegbegleiter in der Kirche, und nicht alle von ihnen waren auf Pomps Seite. Doch die Trauernden einen "Respekt und Anerkennung".



Anschaulich wurde Pomps sprühender Esprit in einem Beispiel. Silke Ideker brannte eine Wunderkerze ab, die liebte Pomp und nannte sie Sterndl-Schmeißer. So sei auch der Goldschmied, Bildhauer und Restaurator gewesen: einer der mit Ideen funkelnd um sich warf. Und der nun wie die Wunderkerze erloschen sei. Doch von ihm werde vieles bleiben.



Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch sprach. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass Pomp in einer Form geehrt werde. Die Ehrenbürgerwürde, die ihm zu seinem 80. Geburtstag verliehen werden sollte, hatte er damals abgelehnt. Nun solle es einen anderen Weg geben.



Dr. Klaus Püttmann, der Pomp und den ALA lange als Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege begleitete, erinnerte an die vielen Dinge, die Pomp initiiert oder begleitet hatte. Es können nur Beispiele sein: die Gründung des Salzmuseums etwa. Oder besonders tricky die Stadtlaternen. Lüneburg wollte zunächst das Standardmodell Alt Düsseldorf aufstellen, Pomp entwickelte nach alten Ansichten eine Lüneburg-Variante, die schenkte der ALA der Stadt immer wieder, schließlich setzte sich diese Leuchte durch.

Pomps größte Leistung, bei aller Kritik an seiner manchmal harschen Art, die auch verletzend sein konnte, war es, gemeinsam mit anderen, die westliche Altstadt zu erhalten. Die sollte eigentlich weitgehend abgerissen werden, heruntergekommen, ohne Kanalisation. Heute ein Schatz, allerdings auch bei den Preisen für die Häuser.

Vitalität, Wissen, Durchsetzungskraft und eine nie endende Kreativität, schrieb Püttmann Pomp zu. Dafür könne Lüneburg dankbar sein. Pomp hatte eben das, was vielen anderen, die heute Verantwortung tragen, nicht unbedingt gegeben ist: eine Vision. Da passt der Satz für den katholisch geprägten Curt Pomp: "Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt." Carlo Eggeling



Einen herzlich Dank an den nimmermüden Chronisten HaJo Boldt für seine Bilder.

© Fotos: Boldt


Kommentare Kommentare

Kommentar von Jens
am 22.08.2023 um 00:27:21 Uhr
Danke für diesen Nachruf, eines Mannes welcher bemerkenswerte Geschichte in Lüneburg geschrieben hat! Im Rahmen von unzähligen Stadtführungen habe ich ihn gern geehrt. Nicht zuletzt bis zu sicherlich seiner eigenen Schmerzgrenze vor seinem Haus gestanden, um seiner zu huldigen, auch gern mit der Kutsche. Vielen Dank!


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